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Anti-Doping-Gesetz nimmt Formen an

30. September 2014

Der Bundesregierung liegt der Entwurf zu einem Anti-Doping-Gesetz vor. Es soll ein generelles Dopingverbot und harte Strafen vorsehen. Sportler reagieren positiv - allerdings mit Einschränkungen.

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Symbolbild Doping
Bild: picture alliance/Andreas Franke

Nach Informationen mehrerer Medien liegt der Bundesregierung ein Entwurf zu einem Anti-Doping-Gesetz vor. Kern der Vorlage, auf die sich das Bundesinnen- und das Justizministerium geeinigt haben soll, sei ein generelles Dopingverbot im Sport. Laut Deutschlandfunk und "Berliner Zeitung" drohen bei Vergehen bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe. Nicht nur die Hintermänner müssten dabei wie bisher mit Strafen rechnen. Auch Kaderathleten sollen wegen Dopings und schon bei Besitz und Erwerb geringer Mengen bestraft werden. Die bisherige Gesetzeslage sieht dies nicht vor. Zudem können Preisgelder bereits bei Doping-Verdacht eingezogen werden.

Vor allem gegen die "uneingeschränkte Besitzstrafbarkeit" hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) immer wieder Vorbehalte geäußert. Eine Zweijahressperre schrecke mehr ab als eine Bewährungsstrafe, hatte es stets vom DOSB geheißen. DOSB-Präsident Alfons Hörmann hatte über ein mögliches Gesetz gesagt, dass der Sport sich intensiv damit beschäftige, sobald der Entwurf vorliege. "Was gut ist, wird mit einem Häkchen versehen. Wenn etwas aus unserer Sicht problembehaftet ist oder gar nicht geht, werden wir es begründen und dann darüber sachlich diskutieren", hatte er Ende Mai gesagt.

Zustimmung aus dem Sport

Deutsche Spitzensportler haben auf das angedachte Anti-Doping-Gesetz mit Zustimmung reagiert. Allerdings geht vielen die mögliche Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren zu weit. "Ich bin für härtere Strafen und auch dafür, dass schon der Besitz von Dopingmitteln strafbar ist. Aber Freiheitsstrafen halte ich für übertrieben, es sei denn, Athleten handeln mit Dopingmitteln", sagte Zehnkampf-Vizeweltmeister Michael Schrader. Auch Schwimm-Europameister Marco Koch äußerte Bedenken. "Vielleicht nimmt man auch aus Versehen das falsche Medikament, weil man krank ist. Dann würde man zu hart bestraft werden", sagte er. Die Verschärfung der Gesetzgebung finde jedoch seine Zustimmung: "Vielleicht schreckt es den einen oder anderen ab. Aber überall, wo Geld im Spiel ist, wird auch betrogen."

Leichtathletik WM 2013 Moskau Zehnkämpfer Michael Schrader beim Speerwurf (Foto: Jamie Squire/Getty Images)
Zehnkämpfer Michael SchraderBild: Getty Images

Für Freiwasserschwimmer Thomas Lurz ist ein deutsches Anti-Doping-Gesetz alleine jedoch völlig uninteressant. "Wenn das neue Gesetz international nicht standardisiert wird, bringt es mir gar nichts, denn ich messe mich mit internationalen Konkurrenten", sagte der Olympia-Zweite. Ähnlich sieht es auch Schrader: "Deutschland nimmt im Kampf gegen Doping schon jetzt eine Vorreiterrolle ein, aber international muss härter durchgegriffen werden. Wir brauchen weltweit eine einheitliche Regelung."

Im europäischen Vergleich ist Deutschland in Sachen Anti-Doping-Gesetzgebung eher im Hintertreffen. Italien verfügt bereits seit dem Jahr 2000 über ein Anti-Doping-Geset. In Frankreich wurden vor acht Jahren die bestehenden Regeln noch einmal verschärft. Und auch Spanien, von wo in den vergangenen Jahren mehrere prominente Doper kamen, geht per Gesetz gegen dopende Spitzensportler vor. Es beinhaltet Strafen von bis zu 400.000 Euro.

asz/jw (sid)