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"Sata hat kein Erbe hinterlassen"

Mark Caldwell/sd29. Oktober 2014

Nach dem Tod des sambischen Präsidenten Michael Sata tritt sein Vize Guy Scott die Nachfolge an. Sata habe die Demokratie im Land nicht vorangebracht, sagt Analyst McDonald Chipenzi im DW-Interview.

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Michael Sata, Sambias verstorbener Präsident (Foto: epa)
Bild: Reuters/Justin Lane

DW: Herr Chipenzi, Michael Sata hat Sambia drei Jahre lang regiert. Wie wird er den Menschen in Erinnerung bleiben?

McDonald Chipenzi: Die gesamte Nation trauert über den Tod unseres Präsidenten. Man wird sich an ihn erinnern, als einen hartnäckigen Politiker, der sehr darum gekämpft hat Präsident zu werden. Als er die Partei im Jahr 2001 gründete, dachten die Menschen, das wird nirgendwohin führen. Aber er war einer der wenigen Politiker, die eine Partei nur drei Monate vor den Wahlen gründen und dann gleich Sitze auf lokaler Ebene und im Parlament erringen konnten. Er war ein sehr furchtloser Politiker, der Dinge beim Namen nannte. Und er war auch sehr humorvoll. Man wird sich an ihn erinnern, als einen Mann, der sein ganzes Leben der Politik gewidmet hatte. Auch wenn Menschen ihn kritisiert haben, ließ er sich davon nicht einschüchtern, sondern blickte seinen Kontrahenten direkt ins Gesicht.

McDonald Chipenzi aus Sambia (Foto: FODEP)
Der sambische Analyst McDonald ChipenziBild: privat

Er war also ein unerschrockener Politiker. Hat er denn auch die Demokratie des Landes vorangetrieben?

In Sachen Führungsqualität hat er sicherlich die Chance verpasst, ein Vermächtnis zu hinterlassen - den Sambiern eine neue Verfassung zu geben zum Beispiel. Er hat es auch versäumt, viele seiner Versprechen einzulösen. Zum Beispiel die Armen mehr zu unterstützen, mehr Arbeitsplätze zu schaffen oder die Armut auf dem Lande zu reduzieren.

Aber er hat viel für die Infrastruktur getan. Er hat das Land in Distrikte eingeteilt. Das allerdings wird wiederum als Altlast auf die Nachfolgerregierung zukommen: In den drei Jahren seiner Präsidentschaft haben sich sehr viele Schulden angesammelt.

Insgesamt würde sagen, er hat nicht sehr viel erreicht. Er gehörte zu den Politikern, die ihre Macht nicht wirklich genießen konnten. Die Menschen haben den Michael Sata erwartet, den sie noch auch aus der Opposition kannten. Den Michael Sata, der das Land verbessert, die Gesundheitsversorgung etwa. Aber dazu war Michael Sata aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage. Das war sowohl für ihn persönlich eine unbefriedigende Lösung, als auch für seine Unterstützer, die sehr viel von ihm erwartet hatten.

Wie wird sich sein Tod auf die Beziehungen Sambias mit den Staaten des südlichen Afrikas auswirken, wie werden ausländische Investitionen reagieren?

Vieles wird davon abhängen, wie sein Kabinett jetzt mit der Situation umgeht. Davon wird das Schicksal des Landes abhängen, sowohl was die internationalen Beziehungen angeht, aber auch das Vertrauen der Investoren. Auch wie unsere Währung stabilisiert werden kann. Da steht dem Kabinett wirklich eine Mammut-Aufgabe bevor. Es muss sichergestellt werden, dass die Stabilität im Land die vordringlichste Aufgabe bleibt. Und dass diese Situation nicht dazu missbraucht wird, Unsicherheit zu schaffen.

Sein Tod hat wirklich viele schockiert, auch im Süden des Landes. Und das obwohl er nicht in der Lage war, die Menschen dort mit einzubinden.

MacDonald Chipenzi ist sambischer Analyst und Direktor der sambischen NGO "Foundation for Democratic Process".

Das Interview führte Mark Caldwell.