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Am Meer fehlen die Steckdosen

Sabine Kinkartz1. August 2012

Ein Viertel des deutschen Stroms kommt bereits aus erneuerbaren Energien. Vor allem die Windbranche wächst so stark wie seit Jahren nicht. Dennoch könnten die Geschäfte noch viel besser laufen.

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Riffgat: Fundamente in einem Offshore Windpark Copiright: Riffgat
Bild: Riffgat

Was gibt es Schöneres für Politiker, als erfolgversprechende Investitionsprojekte zu präsentieren? Von "Pionierarbeit mit weltweiter Relevanz" sprach Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, als er in dieser Woche die Offshore-Basis in Cuxhaven besuchte. An der deutschen Nordseeküste entsteht ein Hafen- und Industriegebiet, in dem Offshore-Windkraftanlagen mit allen erforderlichen Komponenten gebaut und verschifft werden können. Windenergie auf hoher See könne zu einem Exportschlager werden, mit dem Deutschland weltweit punkten könne, so Ramsauer.

Doch noch tut sich bei der Stromerzeugung vor den deutschen Küsten wenig. Gerade einmal neun Offshore-Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 45 MW speisten im ersten Halbjahr 2012 Energie ins elektrische Netz ein. Für Thorsten Herdan, Geschäftsführer des Windindustrieverbandes VDMA Power Systems, liegt das weit hinter den Erwartungen. "Das ist höchst unbefriedigend im Vergleich zu dem, was die Ziele der Bundesregierung sind, höchst unbefriedigend im Vergleich zu dem, was die Ziele und Investitionsanstrengungen der Industrie waren." Das betreffe alle diejenigen, die im Glauben auf das Energiewirtschaftsgesetz und den darin zugesagten rechtzeitigen Netzanschluss investiert hätten.

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Milliardenschwere Investitionen in der Warteschlange

Doch die Steckdosen am Meer lassen nach wie vor auf sich warten. Genauso wie gesetzliche Regelungen zu Haftungsfragen. Wer muss zahlen, wenn das Netz nicht rechtzeitig fertig wird, oder wenn es technische Fehler an den Kabeln gibt? Auch die Netzfinanzierung scheint noch nicht abschließend geklärt. Ihm, aber auch Vertretern von Banken, sei schleierhaft, so kritisiert Herdan, wie ein Netzbetreiber mit einem Jahresumsatz von einer Milliarde Euro einen Finanzierungsbedarf von fünfzehn Milliarden Euro stemmen solle.

Die Unklarheit kommt vor allem die Offshore-Investoren teuer zu stehen. Die Hersteller und Zulieferer hätten in der Regel das geliefert, was bei ihnen bestellt wurde, so Herdan, und das sei auch bezahlt worden. "Wer sich das ansehen möchte, der fährt am besten nach Bremerhaven, denn da sieht er das alles stehen, was bezahlt ist und eigentlich schon im Wasser stehen müsste. Und da gehen wir leicht in den Bereich von mehreren hundert Millionen Euro hinein."

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Mehr Windräder an Land

Mit einiger Skepsis blickt auch die Onshore-Windindustrie in die Zukunft. Zwar zeichnet sich nach einem deutlichen Wachstum im vergangenen Jahr auch für das erste Halbjahr 2012 ein stabiler Aufwärtstrend ab. In den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz wurden besonders viele hohe Windräder mit großen Rotoren aufgebaut, so dass bundesweit jetzt 22.664 Windkraftanlagen installiert sind, die mehr als 30 Gigawatt Leistung bringen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden im ersten Halbjahr 2012 rund ein Viertel Anlagen mehr aufgestellt. Mit der Windenergie als Rückgrat der Energiewende könne die Atomenergie bald ersetzt werden, meint Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie.

Allerdings wird der Wind für die Branche im kommenden Jahr deutlich rauer wehen. Schwierig wird es absehbar auf den für die deutschen Hersteller so wichtigen Auslandsmärkten. In den USA sei der Ausbau der Windenergie dramatisch eingebrochen, so Albers. Aus China würden 2013 zudem "gigantische Überkapazitäten" auf den Weltmarkt drücken. Düstere Aussichten, denen deutsche Hersteller vor allem effiziente und kostenoptimierte Technologie entgegensetzen wollen. Etwas anderes bleibt ihnen auch nicht übrig, wollen sie nicht in die gleiche Situation kommen, wie die meisten deutschen Solaranbieter. Die mussten bekanntlich vor der Übermacht aus China kapitulieren.

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