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Initiative gegen Meeresmüll

Heiner Kiesel12. April 2013

Müllstrudel im Pazifik, Plastik in verendeten Fischen, Tüten am Strand - die Meere sind gefährlich verschmutzt. Experten und Politiker haben nun in Berlin darüber beraten, wie das verhindert werden kann.

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Plastikflasche am Strand (Foto: fottoo)
Kein europäischer Strand bleibt vom Plastikmüll verschontBild: Fotolia/fottoo

Der Protest gegen die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastikmüll war brav organisiert. Am Rande der "Internationalen Konferenz zur Verhinderung von Meeresmüll in europäischen Meeren" warteten drei mit Plastiktüten, zerknäulten Plastikflaschen und -döschen behängte Aktivistinnen des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) auf Umweltminister Peter Altmaier. Der ging freudig auf die drei zu und ließ sich gerne mit ihnen fotografieren. Schließlich hat man das gleiche Ziel. "Wir müssen den Kampf gegen die Meeresverschmutzung insgesamt stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen", erklärte der Minister. Dazu sollte auch die Konferenz dienen, auf der drei Tage lang Fachleute aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft in Berlin diskutierten, wie man das maritime Abfall-Problem in den Griff bekommen könnte.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes sollen es an die 140 Millionen Tonnen menschengemachter Schmutz sein, der die Meere belastet. Ein gewaltiger Müllstrudel im Pazifik ist auf Satellitenbildern zu erkennen. Meeresbiologen finden zu Granulat zersetzte Plastikpartikel in den Mägen verendeter Fische, winzige Teile reichern sich bereits im Plankton an. Es ist ein drastisches Problem, so sieht es auch Umweltminister Altmaier. Er will das Problem im Sommer mit Bürgermeistern der deutschen Inseln und Kommunen der Flussmündungen sowie Unternehmen weiter erörtern. Darüber hinaus kündigte der CDU-Politiker Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene an.

Müllplatz Meer

Konkrete Forderungen an die Politik

Das ist den Umweltverbänden nicht genug. Sie hätten es gerne etwas konkreter. BUND-Meeresschutzexpertin Nadja Ziebarth überreichte Altmaier ein "Müll-Manifest". Darin wird gefordert, den Müll in in Nord- und Ostsee bis 2020 zu halbieren, das Recycling zu intensivieren und Plastikverpackungen zu verteuern. "Es fehlen noch immer Maßnahmen, um den Mülleintrag entscheidend zu reduzieren", kritisierte Ziebarth. Altmaier sprach sich jedoch gegen Abgaben wie eine Plastiktütensteuer aus. "Die Forderung nach einer Steuer halte ich für den jetzigen Zeitpunkt für verfrüht." Der Minister verwies darauf, dass Deutschland in bezug auf Müllmanagement besser dastehe als viele andere europäische Staaten.

Von seinem irischen Amtskollegen Fergus O'Dowd konnte Altmaier auf der Berliner Konferenz jedoch erfahren, dass eine Abgabe auf Plastiktüten durchaus wirkt. "Natürlich wollte das am Anfang niemand, aber mittlerweile reagieren alle genervt auf Plastikartikel." In Irland werden 44 Cent auf jede Plastiktüte erhoben. Inzwischen verbrauchten die Iren statt 328 nur noch 32 Tüten pro Kopf, erklärte O'Dowd. "Die Steuer hat unsere ganze Sicht auf die Problematik verändert", sagte der irische Politiker und führte aus, dass die etwa 200 Millionen Euro, die durch die Steuer eingenommen würden, inzwischen für Umweltprojekte zur Verfügung gestellt würden.

Eine Plastiktuete treibt unter Wasser (Foto: Picture Alliance)
Plastiktüten - 500 Stück pro Kopf verbraucht jeder Deutsche pro JahrBild: picture alliance/WILDLIFE