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MINT-Studie

Heiner Kiesel12. Mai 2013

Wenn man den Verbandsvertretern glauben darf, dann ist ein Job in einem technischen Beruf zukunftssicher und gut bezahlt. Trotzdem warnt die Branche anhaltend vor Fachkräftemangel. Und eine Studie mahnt zum Handeln.

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Frauen sollen sich für technische Karrieren begeisternBild: Fotolia/Creativa

 Die deutsche Wirtschaft hungert nach immer mehr Menschen, die in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen arbeiten wollen. Die Zahl der Akademiker mit Kompetenzen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) hat zwischen 2005 und 2010 pro Jahr um über 59.000 zugenommen, bei den beruflich qualifizierten Arbeitskräften lag der Zuwachs bei über 96.000. Die Daten stammen aus dem aktuellen MINT-Frühjahrsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), der jetzt in Berlin vorgestellt wurde. Das Gutachten zeigt, dass die Nachfrage nach Fachkräften in dem Bereich zunehmend von älteren Mitarbeitern, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund gedeckt wird.

Aber das ist nach dem Berechnungen des IW noch lange nicht genug. "Es gibt in acht der zwölf MINT-Berufskategorien bei den Akademikern mehr offene Stellen als Arbeitslose", stellt Michael Hüther, Direktor des IW fest. Insgesamt gebe es derzeit 122.800 Arbeitsplätze, die nicht besetzt werden könnten. Hüther rechnet damit, dass sich die Situation mit dem demografischen Wandel weiter verschärfen wird und bis 2020 rund 1,4 Millionen MINT-Fachkräfte fehlen werden. Auf der Ebene der akademischen Berufe würde es an etwa 156.000 Beschäftigten mangeln. "Die Engpässe an MINT-Arbeitskräften dürften folglich bestehende realwirtschaftliche Wachstumschancen der Volkswirtschaft gefährden", warnt der Wirtschaftsforscher. Er rät dazu, MINT-Kräfte ein Jahr länger arbeiten zu lassen und verstärkt Frauen für technisch-naturwissenschaftliche Berufe zu interessieren.

Chancen für Frauen

Letzteres ist auch ein zentrales Anliegen von Thomas Sattelberger. Der ehemalige Personalvorstand der Telekom setzt sich als Vorstandsvorsitzender der Initiative "MINT-Zukunft schaffen" für die Nachwuchsgewinnung in dem Bereich ein. "Derzeit liegt der Anteil der Frauen an den MINT-Absolventen bei etwa 30 Prozent – wir wollen 40 Prozent und das schaffen wir, wenn wir schon in den Kindergärten und Schulen für unsere Berufe werben." Sattelberger stört sich daran, dass bei den Berufswünschen von Mädchen und Frauen erst an 44. Stelle ein MINT-Beruf auftaucht (Technischer Zeichner) und sie sich eher ein Leben als Kindergärtnerin, Friseurin und Sekretärin vorstellen, als das einer Ingenieurin. "Auf die Frauen warten besonders im MINT-Bereich hervorragende Karriereperspektiven", lockt Sattelberger, sie würden dort mehr Verantwortung bekommen und besser verdienen.

Aber nicht nur für die Frauen sind die Arbeitsbedingungen – nach den Darstellungen der MINT-Lobbyisten – in den technisch-naturwissenschaftlichen Berufen geradezu paradiesisch. Oliver Zander, Geschäftsführers des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie (M+E), verweist darauf, dass mathematisch-naturwissenschaftliche Kompetenzen generell den Weg in leitende Positionen erleichtern würden. MINT-Berufe sieht er als Ticket für den gesellschaftlichen Aufstieg. "57 Prozent der MINT-Akademiker kommen aus Nicht-Akademikerhaushalten", betont Zander. Auf allen Ebenen winkten lukrative Beschäftigungsverhältnisse: "Der wirklich einfachste Job in der Metall- und Elektroindustrie, als Packer im Lager mit 35-Stunden-Woche, bringt 2000 Euro im Monat." Dennoch, so klagt der M+E-Geschäftsführer, seien zuletzt 6000 angebotene Ausbildungsplätze in der Metall- und Elektroindustrie nicht besetzt worden. "Die Luft wird dünn", sagt Zander über die Aussichten seiner Branche auf Nachwuchs.

Telekom Personalvorstand Thomas Sattelberger Herkunft: Download von der Homepage der Telekom-Pressestelle, Copyright: Deutsche Telekom +++Das Foto ist freigegeben zur redaktionellen Nutzung im direkten Zusammenhang mit Diensten der Deutschen Telekom AG+++
Thomas Sattelberger will in Kitas und Schulen für MINT-Berufe werbenBild: Deutsche Telekom