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Algerien: Strafe für Gewalt gegen Frauen

6. März 2015

Auch wenn die islamistischen Parteien im Parlament zeterten: Algerische Männer müssen künftig mit langjährigen Haftstrafen rechnen, wenn sie ihrer Ehefrau köperliche Gewalt zufügen.

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Symbolbild Frau Islamischer Staat
Bild: picture-alliance/dpa/Axel Heimken

Das algerische Parlament hat trotz der Kritik islamistischer Abgeordneter ein Gesetz beschlossen, das häusliche Gewalt gegen Frauen unter Strafe stellt und auch sonst deren rechtliche Lage verbessert. Laut dem Gesetz können Männer, die ihre Frauen verletzen, mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden. Bei Todesfällen können Richter auch lebenslange Haft verhängen. Ehemänner, die ohne Zustimmung ihrer Frauen auf deren Geld zugreifen, drohen zwei Jahre Haft. Konservative Politiker kritisierten das Gesetz als Eingriff in die Familie und als Verstoß gegen den Islam.

"Rache am Ehemann und am Mann im Allgemeinen"

Der Abgeordnete Naamane Belaouar von der islamistischen Allianz für ein Grünes Algerien sagte, das Gesetz "verstößt gegen die Prinzipien des Korans und zielt darauf, die Familie zu zerstören". Abdelallah Djaballah von der islamistischen El-Adala-Partei sagte, die neuen Bestimmungen übten "Rache am Ehemann und am Mann im Allgemeinen" und gefährdeten die Einheit der Familie. Ein anderer Abgeordneter der Partei forderte, Frauen zu bestrafen, die in der Öffentlichkeit kein Kopftuch tragen. "Nacktheit in der Öffentlichkeit" sei der Hauptgrund für sexuelle Übergriffe.

Jährlich bis zu 200 Frauen Todesopfer häuslicher Gewalt

Justizminister Tajeb Louha wies jedoch die Kritik der Islamisten zurück und sagte, der Koran schütze die Ehre der Frauen und erlaube keine Gewalt gegen sie. Menschenrechtler und Oppositionelle kritisierten eine Klausel des neuen Gesetzes, das Frauen erlaubt, den Tätern zu vergeben. Dies verkenne die Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern, kritisierte Amnesty International. Nach Angaben der Polizei sind 58 Prozent der Gewalttaten gegen Frauen in Algerien auf häusliche Gewalt zurückzuführen. Medienberichten zufolge müssen jedes Jahr zwischen 100 und 200 Frauen diese Gewalt mit dem Leben bezahlen.

sti/haz (afp)