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"Gute Freunde können das schaffen"

Gero Schließ, Washington7. November 2013

Was die Ex-Außenministerin und große Dame der US-Politik sagt, findet Gehör. Im DW-Gespräch zeigt sich Madeleine Albright optimistisch: Europa und die USA können wieder Vertrauen aufbauen - "ohne Scheinheiligkeit".

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Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright (Foto: CTK/Vit Simanek)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Abhöraktionen der National Security Agency (NSA) haben viel Vertrauen zwischen Europa und den USA zerstört. Wie aber kann es wieder aufgebaut werden? Wolfgang Ischinger ist Deutschlands ehemaliger Botschafter in den USA und inzwischen Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. Auf seine Einladung hin haben nun hochrangige Gäste in Washington über diese Frage diskutiert: Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain, Mitglieder der Obama-Regierung und auch die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright. Mit ihr sprach DW-Korrespondent Gero Schließ.

DW: Die transatlantischen Beziehungen sind an einem Tiefpunkt angelangt wie seit dem Irakkrieg nicht mehr. Wie beurteilen Sie die Lage?

Madeleine Albright: Das ist sehr bedauernswert! Ich war immer ein großer Anhänger der europäisch-atlantischen Beziehungen. Wir sind natürliche Partner. Wir brauchen uns gegenseitig und ich hoffe sehr, dass die Kontakte und Verbindungen zueinander wiederhergestellt werden können. Wir haben am Ende doch eine Geschichte des gegenseitigen Vertrauens - und deswegen bin ich grundsätzlich optimistisch.

Waren Sie vom Ausmaß der Überwachung überrascht? Und wussten Sie davon, als Sie von 1997 bis 2001 im Amt waren?

Ein Smartphone, auf dessen Bildschirm der Name Angela Merkel zu sehen ist, liegt auf einem Logo der NSA (National Security Agency) (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Neue Technologien brauchen neue Regeln - Albright wünscht sich eine "sorgfältige Diskussion"Bild: picture-alliance/dpa

Davon wusste ich nichts. Aber das Entscheidende ist doch: Wir alle wissen, dass Länder sich gegenseitig ausspionieren. Das ist nicht neu. Das wird von beiden Seiten getan.

Verstehen Sie die Empörung in Europa über die USA und die Obama-Regierung?

Nein, die verstehe ich eigentlich nicht. Vieles hat jetzt auch politische Gründe. Und ich glaube, das hat viel mit Technologie zu tun, das ist ein generelles Problem: Es geht darum, dass wir gemeinsam die Regeln der Privatsphäre in einem neuen technologischen Zeitalter definieren. Ich hoffe sehr, dass wir eine sorgfältige Diskussion darüber führen - und Lösungen finden.

Wie können Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel das Vertrauen wiederherstellen?

Ich glaube, wir haben viele Probleme, an denen wir gemeinsam arbeiten müssen. Einige sind offensichtlich persönlicher Natur. Aber wir haben eine umfangreiche gemeinsame Agenda. Ich bin sicher, dass dies gut laufen wird. Dabei ist es allerdings wichtig, dass es keine Scheinheiligkeiten gibt. Die Diskussion muss im Geiste eines gemeinsamen Verständnisses füreinander geführt werden. Gute Freunde können das schaffen.

Meinen Sie, die Europäer sollten Vereinbarungen mit den USA vorübergehend aussetzen - wie etwa das "Swift Agreement", in dem der Datenabgleich mit Banken geregelt ist, um Geldströme zur Finanzierung des Terrorismus aufzuspüren? Oder sollten die Gespräche über TTIP, einen gemeinsamen transatlantischen Markt, unterbrochen werden?

US-Präsident Barack Obama (r) wischt sich den Schweiß von der Stirn, neben ihm steht Kanzlerin Angela Merkel (Foto: Marcus Brandt/dpa)
"Gute Freunde können das schaffen": Kanzlerin Merkel und Präsident ObamaBild: picture-alliance/dpa

Nein, definitiv nicht! Ich glaube diese Vereinbarungen sind gut für alle. TTIP wird eine wichtige Vereinbarung sein, für Europa und für die Vereinigten Staaten.

Sollte Präsident Obama ein Signal in Richtung Europa aussenden, um es leichter zu machen, Vertrauen wiederherzustellen? Etwa eine öffentliche Entschuldigung?

Ich werde das nicht kommentieren. Ich glaube, Präsident Obama hat dazu schon viele Stellungnahmen abgegeben.

Madeleine Albright war unter Präsident Bill Clinton von 1997-2001 Außenministerin der Vereinigten Staaten. Sie war die erste Frau in diesem Amt. Zurzeit lehrt sie als Professorin für Internationale Beziehungen an der Walsh School für Auswärtige Politik an der Georgetown University in Washington.