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Die Angst vor der Panamakrankheit

Clarissa Neher (apo)16. April 2014

Ein tödlicher Pilz vernichtet Bananenstauden und könnte bald auch die Plantagen in Lateinamerika erreichen. Die UN schlagen Alarm und warnen vor wachsender Armut und steigenden Preisen.

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Abgeerntete Bananenstauden (Foto: imago/imagebroker)
Bild: imago/imagebroker

Auf Lateinamerikas Bananenplantagen geht die Angst um. Auslöser ist der sogenannte Erreger "Tropical Race 4" (TR4). Nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) wurde der Pilz, der auch Panamakrankheit genannt wird, bereits auf Anpflanzungen in Asien, Jordanien und in Mosambik diagnostiziert. Die FAO forderte die Bananenanbauländer deshalb am Montag (14.4.2014) auf, Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.

Bei den von der Panamakrankheit befallenen Stauden nisten sich Fusarienpilze in den Wurzeln der Pflanzen ein, die daraufhin verwelken und absterben. Seit den 90er-Jahren sind Fusarienpilze als Bananenkiller bekannt. Der Erreger, der die Panamakrankheit auslöst, verseucht die Böden und kann bis zu 30 Jahre lang überleben.

In Lateinamerika, der größten Exportregion für Bananen, ist die Sorge groß, dass sich die Panamakrankheit dort auf den Plantagen ausbreitet. Denn der Erreger TR4 ist aggressiver als die bisher existierenden Versionen des Pilzes. Er greift mehr als 50 verschiedene Bananensorten an, darunter auch die heute weltweit wirtschaftlich bedeutendste Sorte "Cavendish".

Die Gefahr kommt aus der Erde

"Es ist schwierig, die Wahrscheinlichkeit zu beziffern, mit der der Erreger TR4 sich auch in Brasilien ausbreiten könnte, doch meiner Ansicht nach ist sie hoch und nur noch eine Frage der Zeit", erklärt Miguel Angel Dita Rodriguez, Agronom an der brasilianischen landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Embrapa. Der Erreger könne über mehrere Wege eingeschleust werden, etwa durch kontaminierte Erde, infizierte Setzlinge oder Zierpflanzen, die als Wirt für TR4 dienten.

Bananen (Foto: Santiago Cornejo)
Geliebtes Obst in Gefahr: 10,5 Kilo Bananen isst ein Deutscher durchschnittlich jedes JahrBild: Fotolia/Santiago Cornejo

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts waren Bananenplantagen von der Panamakrankheit dezimiert worden. Der Name geht auf den Ort zurück, wo der Erreger zum ersten Mal aufgefunden worden war: 1890 in Panama. In nur einer Dekade hatte sich damals der Schädling auf Costa Rica, Guatemala, Honduras, Jamaika, Kuba, Surinam und auf Trinidad ausgebreitet.

Zwischen 1920 und 1950 eroberten die Fusarienpilze den ganzen amerikanischen Kontinent und drangen bis nach Brasilien vor. Damals wurde für den Export noch eine andere Bananensorte angebaut, die unter dem Namen "Gros Michel" oder Jamaika-Banane gehandelt wurde.

Bauern hinterlassen verbrannte Erde

"Die gravierendste Folge war das Aufkommen der Wanderwirtschaft. Auf der Suche nach pilzfreien Böden verlegten die großen Produzenten ständig ihre Plantagen und zogen von Land zu Land, von Region zu Region", sagt John Soluri, Historiker an der Carnegie Mellon Universität aus Pittsburgh in Pennsylvania. "Das ging fünf bis 20 Jahre gut, bis dann der Erreger auftauchte."

Zu Beginn der 50er Jahre wurde die Bananensorte "Gros Michel" schließlich durch die Sorte "Cavendish" verdrängt, die resistenter und ertragreicher schien. Doch im Gegensatz zu damals scheint zur aktuell vorherrschenden Cavendish-Banane keine alternative ertragreiche Sorte in Sicht zu sein.

Symbolbild Bananen Panama-Krankheit Pestizide (Foto: ROMEO GACAD/AFP/Getty Images)
Gegen die Panamakrankheit kann auch die Schädlingsbekämpfung aus der Luft nichts ausrichtenBild: Romeo Gacad/AFP/Getty Images

Der Historiker John Soluri prognostiziert, dass insbesondere die Kleinbauern, die mit ihren Bananen die lokalen Märkte versorgen, unter der Schädlingsepidemie leiden werden. In Entwicklungsländern seien Hunderttausende Familien, die vom Bananenanbau lebten, gefährdet.

Die Befürchtung, dass die Ausbreitung der Panamakrankheit zu einem Aussterben der Banane führen könnte, teilt Soluri allerdings nicht. "Es gibt keine biologischen oder ökologischen Argumente, die Angst vor dem Ende der Banane ist eher ein Marketingproblem", meint der Historiker.

Brasilien fühlt sich gegen die Panamakrankheit gewappnet. "Es gibt eine große Anzahl von unterschiedlichen Bananensorten, darunter auch solche, die gegenüber dem Erreger TR4 resistent sind", argumentiert Agronom Miguel Rodriguez vom Embrapa. Allerdings sei die Ertragskraft und Wirtschaftlichkeit noch nicht ausreichend getestet.

Anfällige Monokulturen

Rund sieben Milliarden Dollar bringt die Ausfuhr von Bananen den Produzenten jährlich ein. Fast die gesamte Exportproduktion beruht auf Monokulturen. Da die Stauden auf den Plantagen in sehr geringen Abständen gepflanzt und genetisch identisch sind, können sich die schädlichen Erreger schnell ausbreiten.

Nach Angaben der FAO gehört die Banane zu den acht wichtigsten Lebensmitteln weltweit. Sie wird in mehr als 135 Ländern angebaut, insbesondere von Kleinbauern, die damit die lokalen Märkte versorgen. Die größten Bananenanbauländer sind Indien, Brasilien, China, Uganda, Ecuador und die Philippinen.