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Al-Kaida profitiert von Kämpfen im Jemen

17. April 2015

Während im Jemen weiter eine arabische Militärallianz gegen schiitische Huthi-Rebellen kämpft, tut sich ein weiterer Konfliktakteur als heimlicher Gewinner der Krise hervor: Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel.

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Zerstörte Tankstelle in Sadaa nach Luftangriffen der arabischen Militärallianz (Foto: Reuters)
Eine zerstörte Tankstelle in Sadaa nach Luftangriffen der arabischen MilitärallianzBild: Reuters/Str

Medienberichten zufolge hat der Al-Kaida Ableger AQAP einen Ölhafen und mehrere militärische Stützpunkte in der südöstlichen Provinz Hadramaut im Jemen unter seine Kontrolle gebracht. Inzwischen kontrollierten die Extremisten Kasernen mehrerer Luftabwehr- und Armeeeinheiten. sowie den Militärflughafen der Hafenstadt Al-Mukalla. "Die Militäreinheit, die verantwortlich für die Sicherheit der Einrichtung war, zog sich ohne Widerstand zurück", teilte ein Flughafenmitarbeiter mit. Damit hat AQAP nun fast die komplette 200.000-Einwohnerstadt in ihrer Gewalt.

Im Jemen kämpfen die offenbar vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen gegen Anhänger des aus dem Land geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Seit eine von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz an der Seite Hadis in den Jemen-Konflikt eingegriffen hat, ist das Land weiter im Chaos versunken. Im gesetzlosen Südosten profitieren die Al-Kaida-Islamisten von dem Machtvakuum und gewinnen stetig an Einfluss. Sie bekämpfen im Jemen sowohl die Huthis als auch die jemenitischen Regierungstruppen. Mit ihren Anschlägen gegen die schiitische Huthi-Miliz ernten die AQAP-Kämpfer insbesondere bei ärmeren sunnitischen Stämmen Zustimmung.

Weitere Kämpfe

Bei den Kämpfen zwischen saudischer Militärkoalition und Huthi-Miliz ist kein Ende in Sicht. Die arabischen Streitkräfte meldeten zuletzt Luftangriffe auf Stützpunkte der Rebellen in Aden, bei denen mindestens neun Huthis getötet wurden. Im Südwesten des Landes berichteten Augenzeugen von Gefechten in der Nähe der Stadt Tais. Hier hätten Huthi-Rebellen gegen Stammesmitglieder gekämpft.

Das eingenommene Ölterminal ist einer der Hauptknotenpunkte in der Region Hadramaut. Bis zu 140.000 Fässer Rohöl werden von hier aus täglich ins Ausland exportiert. Die Nachricht über die Einnahme durch Al-Kaida-Kämpfer habe auch die Ölpreise leicht steigen lassen, gab die Price Futures Group in Chicago bekannt. Der Konflikt schwächt die Wirtschaft im Jemen empfindlich. Eine Raffinerie in Jemen stellte bereits den Betrieb ein, weil sie wegen der Kämpfe keine Lieferungen entgegen nehmen konnte. Deswegen haben vier Öl- und Erdgastanker abgedreht.

Jemenitische Bevölkerung "versorgungsgefährdet"

Auch die humanitäre Situation verschlimmert sich weiter. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln in Gefahr. Das Welternährungsprogramm erklärte, zwölf Millionen Menschen seien als "versorgungsgefährdet" eingestuft - fast die Hälfte der Bevölkerung.

Jemeniten versorgen sich mit Wasser (Foto: picture alliance)
Die Versorgungssituation wird im Jemen immer prekärerBild: picture alliance/abaca

Etwa 600 Menschen wurden nach Angaben der UN seit dem Einmarsch der Huthis in die Hauptstadt Sanaa im September bereits getötet. Friedensbemühungen sind bislang gescheitert. Am Mittwoch trat der bisherige UN-Gesandte für den Jemen, Dschamal Benomar, zurück. Im fehle der Rückhalt aus den arabischen Staaten, begründete der Marokkaner seinen Schritt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betonte, dass die Suche nach einer politischen Lösung trotzdem weitergehen müsse, und hat die Konfliktparteien aufgerufen, ihre Kämpfe umgehend einzustellen. Schon vor der jüngsten Eskalation seien zwei Drittel der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen, sagte Ban in Washington. Die letzten Kämpfe hätten das Leid noch verschlimmert. "Die Saudis haben mir versichert, dass sie verstehen, dass es einen politischen Prozess geben muss", erklärte er.

Verhärtete Fronten

Die weltgrößte islamische Vereinigung, die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), rief derweil Indonesien zur Vermittlung auf. Dazu solle die asiatisch-afrikanische Konferenz kommende Woche in Jakarta genutzt werden, erklärte die indonesische Regierung. Der jemenitische Vize-Präsident Chaled Bahah knüpfte Friedensgespräche an die Bedingungen, dass Präsident Hadi in die südliche Stadt Aden zurückkehren darf und die Gefechte beendet werden. Ein Mitglied des Huthi-Büros forderte indess, dass die arabischen Luftangriffe "sofort und bedingungslos beendet werden".

Inzwischen wird verstärkt Kritik an der arabischen Intervention laut. Der irakische Ministerpräsident al-Abadi hat ein "rasches Ende" der Kämpfe im Jemen gefordert. "Der einzige Weg dazu ist eine friedliche Lösung durch die Jemeniten selbst", sagte er in Washington. Schon am Vortag hatte er laut US-Medienberichten kritisiert, die von Saudi-Arabien angeführten Luftangriffe würden "jede Logik" vermissen lassen.

nin/kle (dpa, rtr, afp)