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Kommentar: AIDS besiegbar, aber nicht durch Intoleranz

Fabian Schmidt25. Juli 2014

Die AIDS-Konferenz in Melbourne hat gezeigt, dass AIDS medizinisch beherrschbar ist. Das geht aber nicht ohne Schutz und Beteiligung der Risikogruppen, meint Fabian Schmidt.

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Ein Aids-Patient bekommt antiretrovirale Medikamente (Foto: dpa)
Gegen AIDS helfen antiretrovirale Medikamente und ein offener Umgang in der GesellschaftBild: picture alliance/dpa

Die gute Nachricht von der Welt-AIDS-Konferenz, die heute in Melbourne zu Ende geht: Es gibt eine echte Hoffnung, dass die Krankheit noch vor Mitte des Jahrhunderts ausgerottet werden kann. Das von der AIDS-Konferenz dafür gesetzte Ziel von 2030 scheint allerdings angesichts der politischen Realitäten in vielen Staaten unrealistisch.

Deutsche Welle Fabian Schmidt
DW-Wissenschaftsredakteur Fabian SchmidtBild: DW/P.Henriksen

Ja, es stimmt: Die Forschung hat seit der Jahrtausendwende enorme Fortschritte gemacht. Schon heute ist eine HIV-Infektion längst kein Todesurteil mehr. Mit gut abgestimmten antiretroviralen Medikamenten lässt sich das Virus über sehr lange Zeit in Schach halten, und Betroffene können ein relativ normales Leben führen, wenn sie die entsprechende Behandlung bekommen. Aber AIDS-Medikamente sind nach wie vor sehr teuer.

Vor allem Ansätze aus der Krebsmedizin zeigen neue Wege auf, AIDS bereits im Kern zu bekämpfen: Erstmals ist es geglückt, das HI-Virus medizinisch aus seinem Versteck in den Zellen zu locken und damit angreifbar zu machen.

Aber all diese Erfolge können nur dann zum Sieg über HIV führen, wenn alle Menschen Verantwortung übernehmen. Und davon sind wir leider noch viel zu weit entfernt: Das fängt beim Sexualverhalten jedes einzelnen an. Dass Kondome noch immer die beste Prävention bieten, müsste wirklich jeder wissen. Aber auch Behörden, Regierungen und Religionsgemeinschaften müssen entsprechende Voraussetzungen schaffen – politische, gesetzliche und gesellschaftliche.

Eins ist klar: Die Tabuisierung der Krankheit, unzureichende Aufklärung und Schulung, die Diskriminierung von Risikogruppen wie etwa Homosexuellen und die Ächtung von Infizierten sind vor allem in afrikanischen Ländern Hauptursachen für die Verbreitung von AIDS.

Nur durch genaue Kenntnis der Ansteckungswege und Gefahren und durch das Wissen, ob man selbst oder jemand anderes infiziert ist, wird ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Virus überhaupt erst möglich. Verheerend ist es, wenn populistische Regierungen Homosexuelle verfolgen oder Mythen verbreiten, wie etwa, dass AIDS durch Naturheilverfahren bekämpft werden könne.

Und natürlich müssen auch die Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu wirksamen AIDS-Medikamenten bekommen. Das könnten sich die Industrienationen ruhig etwas kosten lassen.

Aber genau so wichtig ist es, harte diplomatische und wirtschaftliche Hebel gegen Staaten einzusetzen, die Minderheiten und Risikogruppen diskriminieren und verfolgen und ihren Aufklärungspflichten nicht nachkommen. Ohne umfassende Menschenrechte und Bildung kann selbst die beste medizinische Forschung den Kampf gegen AIDS nicht gewinnen.