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Afrikas Bergbau in Talfahrt

Kristin Palitza (dpa)16. Februar 2015

Etwa ein Drittel der weltweiten Rohstoffreserven findet sich in Afrika. Dort ist Bergbau ein einträglicher Wirtschaftsfaktor. Doch die weltweit fallende Rohstoffpreise bedrohen den Aufschwung.

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North Mara Gold Mine in Tansania
Bild: DW/J. Hahn

Eisenerz, Kohle, Platin, Silber und Kupfer: Die Preise für mineralische Rohstoffe sind in den vergangenen Monaten abgestürzt. Der Goldpreis erlebte einen der stärksten Einbrüche seiner Geschichte und der Ölpreis hat sich innerhalb der letzten sieben Monate fast halbiert. Die niedrigen Preise treffen Afrikas Bergbauindustrie und Rohstoffproduzenten, denn etwa 30 Prozent der weltweiten Rohstoffreserven befinden sich nach Angaben der afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) auf dem Kontinent. Afrika mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern ist für ein Zehntel der globalen Ölproduktion und zwei Drittel aller abgebauten Diamanten verantwortlich.

Steigende Rohstoffpreise und starke Nachfrage, vor allem aus Indien und China, haben den ressourcenreichen Nationen Afrikas in den vergangenen Jahren Milliarden von Dollar gebracht. Viele Länder sind jedoch vom Export weniger Mineralprodukte oder Rohstoffe abhängig. In Botsuana etwa kommen 45 Prozent der Staatseinnahmen aus dem Bergbau, heißt es in einem Bericht des Internationalen Rats für Bergbau und Metalle (ICMM). In der Demokratischen Republik Kongo kommt ein Viertel der Einkünfte aus dem Export von Bodenschätzen.

"Druck von allen Seiten"

In den vergangenen Monaten haben sich die Aussichten verdüstert - ausgelöst durch ein Überangebot und Befürchtungen, dass China den Abbau im eigenen Land forciert und Einfuhren aus Afrika herunterschraubt. Der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) ging im Januar gegenüber dem Dezember in Dollar gerechnet um 17 Prozent zurück. Vor allem Rohöl, aber auch alle anderen Rohstoffe, wurden in Dollar billiger.

Die Unternehmen stünden aufgrund der sinkenden Nachfrage unter außerordentlichem Druck, erklärte Chris Griffith, Chef des südafrikanischen Bergbaugiganten Anglo American Platinum, bei der "Mining Indaba", dem mit 7000 Teilnehmern weltweit größten Treffen der Bergbauindustrie, das an diesem Donnerstag zu Ende geht. Denn die Produktionskosten bleiben trotz sinkender Erlöse hoch. Nun gehe es um strukturelle Veränderungen, um die Kosten zu senken, betont Griffith. "Die Margen kommen von allen Seiten unter Druck, daher müssen wir in Mechanisierung und neue Technologien investieren, um die Produktivität zu erhöhen."

"Bergbau bleibt für Afrika unverzichtbar"

Die Regierungen spielen hier eine wichtige Rolle. Vor allem die Strompreise und die oft unzuverlässige Stromversorgung aufgrund der überlasteten Netze sind für die Unternehmen ein Problem. Eine transparente Gesetzgebung und faire Steuerpolitik sind ausschlaggebend, um ausländische Investoren anzuziehen. Es werde aber nicht leicht sein, Einnahmeverluste auszugleichen, warnt der Ökonom Jim O'Neill, ehemaliger Chefvolkswirt bei Goldman Sachs und Erfinder des Begriffs BRIC für die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Brasilien, Russland, Indien und China: "Es ist vernünftig, anzunehmen, dass die Rohstoffpreise sich in absehbarer Zeit nicht erholen werden."

Er rät den Unternehmen, von stagnierenden Aussichten auszugehen und unerwartete Profite in Technologie, Gesundheit und Bildung zu investieren. "Wenn sich dann der Rohstoffzyklus das nächste Mal gegen Dich wendet, dann bist Du nicht so verwundbar."

Trotz des Gegenwindes für den Bergbau gehen Prognosen weiter von Wachstum für Afrikas Wirtschaft aus - für die Region südlich der Sahara erwartet die Weltbank ein Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent im Jahr 2014 und 5,1 Prozent bis 2017. Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair, ein Hauptredner auf der "Mining Indaba", betonte: "Der Bergbausektor bleibt trotz des scharfen Preisverfalls absolut unverzichtbar für Afrika".

Kristin Palitza (dpa)