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Afghanistan braucht weiter Hilfe

24. November 2014

Ende des Jahres läuft der Kampfeinsatz ausländischer Truppen in Afghanistan ab. An seine Stelle soll eine Ausbildungsmission treten. Hilfsorganisationen fordern dazu einen Ausbau der Entwicklungshilfen.

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Klaus Lohmann Welthungerhilfe für Afghanistan
Bild: DW/K. A. Scholz

Ein Bündnis von 300 Hilfsorganisationen hat mehr Unterstützung für Afghanistan gefordert. Die Weltgemeinschaft dürfe das Land nicht vergessen, erklärten die Welthungerhilfe und die Johanniter in Berlin.

Beide Organisationen sowie die Bremer Arbeitsgemeinschaft für Überseeforschung und Entwicklung (BORDA) unterstützen damit die Kampagne "Do not forget Afghanistan" die weltweit auf die Situation in dem Land am Hindukusch aufmerksam macht. Initiator der Kampagne ist der Dachverband der in Afghanistan tätigen Hilfsorganisationen ACBAR.

Noch mindestens zehn Jahre Hilfe nötig

Angesichts der aktuellen Krisen in Syrien, in den von Ebola betroffenen Ländern in Westafrika sowie in der Ukraine sei die Spendenbereitschaft für Afghanistan in den vergangenen zwei Jahren deutlich zurückgegangen, sagte der zuständige Landeskoordinator der Welthungerhilfe, Klaus Lohmann (Artikelbild). Mit dem geplanten Abzug der internationalen Kampftruppen Ende 2014 sei zu befürchten, dass das Land völlig aus dem Blickfeld der internationalen Hilfe gerate.

Das Land, so Lohmann weiter, brauche mindestens noch zehn weitere Jahre Unterstützung. Zugleich verwies er auf die großen Fortschritte dort, etwa im Bildungsbereich. Während im Jahr 2002 etwa nur eine Million Mädchen und Jungen zur Schule und zur Universität gehen konnten, seien es mittlerweile sieben Millionen. Allerdings sei gut die Hälfte aller Schulen schlecht beziehungsweise gar nicht ausgestattet.

Wasser, Hygiene und medizinische Versorgung

Eine große Herausforderung für Afghanistan werde in den kommenden Jahren auch die Integration zurückkehrender Bürgerkriegsflüchtlinge sein. Derzeit leben noch 1,5 Millionen geflüchtete Afghanen in Pakistan sowie rund eine Million im Iran. Hinzu kämen rund 600.000 Binnenflüchtlinge, betonte Lohmann.

Nach Angaben der Hilfsorganisation BORDA hat derzeit jeder zweite Afghane keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 60 Prozent keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Die Kindersterblichkeitsrate sei weiterhin eine der höchsten der Welt. Rund 40 Prozent der Kinder seien von Mangelernährung betroffen. In vielen Regionen des Landes gebe es keinen Zugang zu medizinischer Hilfe.

Symbolbild Afghanistan Humanitäre Hilfe (Foto: Getty Images)
Nur wenige Afghanen haben Zugang zu medizinischer HilfeBild: Noorullah ShirzadaAFP/Getty Images

Auch Frauenrechte für Entwicklung wichtig

Weitere Probleme mit hohem Konfliktpotential, so die Hilfsorganisationen, seien die mangelhafte Ausbildung der Zivilgesellschaft sowie die hohe Arbeitslosigkeit, die von Experten auf 50 bis 60 Prozent geschätzt werde.

Die Entwicklungsorganisation Oxfam erklärte, einen dauerhaften Frieden und eine sozial gerechte Entwicklung könne es in Afghanistan nur geben, wenn die seit dem Fall der Taliban erzielten Fortschritte bei den Frauenrechten gewahrt bleiben. Westliche Staaten müssten dafür auch weiterhin Sorge tragen.

Immer mehr zivile Opfer

Wie fragil die Lage in dem Land ist, zeigt die zunehmende Zahl ziviler Opfer von Kämpfen und kriegerischen Auseinandersetzungen.Trauriger Höhepunkt: der Selbstmordanschlag bei einem Volleyballturnier im Osten Afghanistans vom Sonntag. Dort stieg die Zahl der Todesopfer inzwischen auf mindestens 57. Der Attentäter hatte sich inmitten der rund 500 Zuschauer in die Luft gesprengt. Es war der schlimmste Anschlag seit Jahresbeginn. Zu der Tat bekannte sich niemand. Der afghanische Geheimdienst machte aber das radikalislamische Hakkani-Netzwerk verantwortlich, das aus dem benachbarten Pakistan heraus operiert.

gmf/rb (dpa, epd, kna)