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Afghanen fordern die Todesstrafe

Waslat Hasrat-Nazimi6. Juni 2013

US-Feldwebel Robert Bales entgeht mit seinem Geständnis, 2012 in Afghanistan vorsätzlich 16 Menschen getötet zu haben, der Todesstrafe. Die Angehörigen der Opfer sind empört, sie fordern seine Hinrichtung.

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Afghanistan: Kinder und Soldat (Foto: TONY KARUMBA/AFP/GettyImages)
Afghanistan Kinder und SoldatBild: AFP/Getty Images

Kurze Zeit nachdem Robert Bales am Mittwoch (05.06.2013) vor einem Militärgericht sein Geständnis abgibt, haben auch die Bewohner von Panjwai in Kandahar im Süden Afghanistans aus den Medien davon erfahren. Vor allem die betroffenen Familien der Opfer und Verletzten verfolgen jede Nachricht über den amerikanischen Feldwebel.

Bales wird vorgeworfen, in der Nacht des 11. März 2012 zwei Mal von einem US-Außenposten im Bezirk Panjwai in umliegende Dörfer aufgebrochen zu sein, wo er vorsätzlich insgesamt 22 Menschen, unter ihnen 17 Frauen und Kinder, tötete oder schwer verletzte. Mehrere Leichen soll Bales angezündet haben. Der Feldwebel gestand alle diese Taten. Er will mit seinem Geständnis der Todesstrafe entgehen. Die Verteidigung hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, dass Bales sich in allen Anklagepunkten wegen des Massakers schuldig bekennen werde. Im Gegenzug hatte die Staatsanwaltschaft zugesichert, keine Hinrichtung anzustreben. Als Höchststrafe legte der Richter nun lebenslange Haft ohne Chance auf Bewährung fest.

"Ungerechtes Urteil"

Die Angehörigen der Opfer sind empört über das Urteil des Richters. Bales habe ganz klar die Hinrichtung verdient, da sind sich alle Angehörigen einig. Haji Abdul Baqi hat selbst seinen Bruder bei dem sogenannten "Massaker von Panjwai" verloren, drei weitere Verwandte sind immer noch schwer verletzt. "16 Menschen wurden getötet", sagt er voller Bitterkeit und Wut. "Wir akzeptieren dieses Militärgericht nicht. Wenn ein Afghane in den USA so eine Tat begehen würde, würde man ihn natürlich in den USA verurteilen, nicht in Afghanistan. Es ist ein Unrecht, dass dieser Mann in den USA vor Gericht kommt. Wir haben unsere eigene Regierung und Gesetze und er hätte innerhalb unserer Justiz verurteilt werden sollen."

Ein junger Mann weint um von Robert Bales getötete Angehörige(Foto:Allauddin Khan/AP/dapd)
Verzweifelt reagierten die Menschen in Kandahar nach dem MassakerBild: dapd

Haji Abdul Baqi kann nicht begreifen, wie es möglich ist, dass Robert Bales nicht die Strafe erhält, die der Afghane und seine Angehörigen für angemessen halten. In den Augen von Haji Abdul Baqi ist Bales ein Terrorist. "Dieser Mann hat einen terroristischen Akt begangen, er hat 16 Menschen getötet. Er soll zumindest in den USA die Todesstrafe erhalten, um unserer Trauer Erleichterung zu verschaffen. Wir akzeptieren keine Verurteilung ohne Hinrichtung."

"Keine Vergebung für Bales"

Die anderen Angehörigen der Toten teilen Haji Abdul Baqi's Zorn. Haji Noor Mohammad hat vier Mitglieder seiner Familie verloren: Seine Großmutter, seinen Großvater, eine Schwester und Cousine. Auch er verlangt eine Verurteilung in Afghanistan. Gegenüber der Deutschen Welle entrüstet er sich: "Dieses milde Urteil wird weitere Terroristen ermutigen, Afghanen und Muslime grundlos umzubringen. Es muss ein Beispiel gesetzt werden, damit islamische Länder sich fair behandelt fühlen. Dass er in die USA gebracht worden ist, zeigt doch, dass die USA ihn von Anfang an beschützt haben. Wir wollten, dass er in Kandahar verurteilt wird." Dann fügt Haji Noor ganz leise hinzu: "Wir Afghanen werden diese Schandtat niemals verzeihen."

Robert Bales in militärischer Uniform in Afghanistan (foto: Reuters)
Robert Bales (li.) in militärischer Uniform in AfghanistanBild: Reuters/Department of Defense/Spc. Ryan Hallock/Handout

Eine zwölfköpfige Jury soll am 19. August entscheiden, welche Strafe Robert Bales erhalten wird. Die Todesstrafe ist ausgeschlossen.