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Abschluss mit Augenzwinkern

Joscha Weber23. Februar 2014

Die 22. Olympischen Winterspiele in Sotschi enden mit einer aufwändig inszenierten Show im Olympiastadion. Das Highlight war weder das Feuerwerk noch das Bolschoi-Ballett, sondern - ein Fehler.

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Olympische Winterspiele Sotschi Abschlussfeier (Foto: Getty)
Der fünfte Ring geht nicht auf: Selbstironie bringt viel Applaus in SotschiBild: Getty Images

Zum Abschluss ein Augenzwinkern: Hunderte Statisten liefen in einem Reigen durch das Olympiastadion von Sotschi. Erst bildeten sie einen Stern, dann natürlich zum Abschluss die fünf olympischen Ringe. Alle Ringe? Nein, nicht alle. Wie schon bei der Eröffnungsfeier öffnete sich der Ring rechts oben nicht. Nur dieses Mal war es Absicht: Mit Selbstironie feierten die russischen Gastgeber das Ende der 22. Olympischen Winterspiele von Sotschi. Das Publikum jubelte und freute sich über diese Lockerheit gleich zum Auftakt der Abschlussfeier.

"Mischa" macht das Licht aus

Unter den Augen von Staatspräsident Wladimir Putin boten die Gastgeber eine große Show voller Historie, russischer Folklore und künstlerischer Elemente. Ein beeindruckendes Duett der großen russchen Corps de ballet Bolschoi und Mariinski, Oden an die Schriftsteller Russlands, artistische Darbietungen von Zirkus-Künstlern, klassische musikalische Klänge nach Rachmaninow und natürlich ein großes Feuerwerk über der Arena. Als Maskottchen-Bär "Mischa" das olympische Feuer schließlich um 22.15 Uhr Ortszeit auspustete, waren einige der überwiegend russischen Zuschauer im Olympiastadion zu Tränen gerührt

Olympische Winterspiele Sotschi Abschlussfeier (Foto: Reuters)
Buntes Spektakel: Die aufwändigste Abschlussfeier in der Geschichte der WinterspieleBild: REUTERS

Aus Sicht Russlands sicher der würdige Schlusspunkt hinter einem großen Sportfest, das die gastgebende Nation dank eines fulminanten Schlussspurts für sich entscheiden konnte: Russland gewinnt bei seinen Heim-Winterspielen die Nationenwertung mit insgesamt 33 Medaillen vor Norwegen (26) und Kanada (25). Mit umfassenden Maßnahmen in der Leistungssportförderung im Vorfeld von Sotschi holte sich Russland den ersten Sieg in der Länderwertung seit 20 Jahren - eine Punktlandung.

"Danke Russland!"

Eine mit Spannung erwartete Rede hielt IOC-Präsident Thomas Bach und wählte wie schon während der Eröffnungsfeier lobende und - wenn auch vorsichtig - einige mahnende Worte. "Danke Russland! Dies waren die Spiele der Athleten. Wir gehen als Freude der Russen", rief Bach unter dem Jubel von Athleten und Zuschauern im Stadion und lobte den "außergewöhnlichen Erfolg" der Spiele. Zugleich hob er die völkerverständigende Botschaft der Spiele hervor. Durch ihr Zusammenleben im Olympischen Dorf hätten die Athleten das Signal einer Gesellschaft mit "Friede, Toleranz und Respekt" von Sotschi aus in die Welt geschickt. Jeder, der von Konfrontationen, Unterdrückung und Gewalt betroffen sei, solle nach dieser "olympischen Botschaft des Dialogs und des Friedens" handeln. Wohl auch eine vorsichtige Botschaft in Richtung der Gastgeber - die "ein neues Russland" gezeigt hätten.

Thomas Bach, Wladimir Putin (Foto: Reuters)
Gemeinsames Sportfest, gemeinsame Sache: Bach (l.) und Putin (M.) Seite an SeiteBild: REUTERS

Aus deutscher Sicht steht zum Abschluss dieser Spiele eine durchwachsene Bilanz zu Buche: 19 statt der angestrebten 30 Medaillen, im Medaillenspiegel nur Platz sechs - das schlechteste Abschneiden einer deutschen Mannschaft bei Olympischen Winterspielen seit der Wiedervereinigung 1990. Einer, der daran keine Schuld hatte, durfte die deutsche Fahne ins Stadion tragen. Doppel-Olympiasieger Felix Loch schwenkte euphorisch die deutsche Flagge und war auch deshalb die beste Wahl aus Sicht des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Denn schon in den Tagen zuvor hatte Loch von den besten Tagen seines Lebens geschäwrmt und kurz vor der Abschlussparty der Athleten ganz aufgeregt getwittert: "Gleich geht's los und ich bin fast nervöser als bei meinem Rennen!" Nach dem Dopingskandal um die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle, war Felix Loch für den DOSB genau der richtige Botschafter eines glaubwürdigen und authentischen deutschen Sports.