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"Stoppt die Stimmenauszählung"

18. Juni 2014

Vier Tage nach der Stichwahl für das Präsidentenamt in Afghanistan erhebt Kandidat Abdullah massive Betrugsvorwürfe. Er sprach der Wahlkommission das Misstrauen aus und rief die UN auf, die Auszählung zu überwachen.

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Wahlurne mit Stimmzetteln (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Die Euphorie ist verflogen, die Diskussion um Wahlbetrug voll entbrannt. Der ursprünglich favorisierte Kandidat bei der Präsidentenwahl in Afghanistan, Abdullah Abdullah, bekräftigte jetzt seine Betrugsvorwürfe. Erste Zahlen und andere von seinen Mitarbeitern gesammelte Beweise belegten, dass es bei der Stichwahl vom Samstag massive Wahlfälschung gegeben habe, sagte der Ex-Außenminister vor Journalisten in der Hauptstadt Kabul.

Abdullah beendet Kooperation mit Wahlkommission

"Wir unterbrechen die Zusammenarbeit mit der (Wahl-)Kommission (IEC) und haben unsere Beobachter aufgefordert, die Büros zu verlassen", stellte der frühere Außenminister klar. Er verlangte "eine gemeinsame von den Vereinten Nationen (UN) geführte Kommision" zur Überwachung der Auszählung. Bis dahin müsse die Stimmenauszählung "sofort gestoppt" werden. Der IEC warf Abdullah "gewerbsmäßigen Betrug" vor.

Ein UN-Sprecher reagierte mit Bestürzung auf die Vorwürfe. Er bedauerte die Entscheidung Abdullahs und machte zugleich deutlich, die Vereinten Nationen würden auch künftig mit den Vertretern beider Kandidaten und der Wahlkommision zusammenarbeiten.

Abdullah beklagt vor Journalisten schweren Wahlbetrug (Foto: EPA)
Abdullah beklagt vor Journalisten schweren WahlbetrugBild: picture-alliance/dpa

Gegenseitige Vorwürfe

Schon am Sonntag hatte Abdullah, der mit einem Vorsprung von 13,4 Prozentpunkten in die Stichwahl gegangen war, Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Urnengangs angemeldet. Die Zahl von rund sieben Millionen Wahlbeteiligten sei wahrscheinlich "auf betrügerische Weise" zustande gekommen, mutmaßte er.

Bei der Wahl seien Stimmzettel zugunsten seines Rivalen, des ehemaligen Weltbank-Ökonomen Aschraf Ghani, manipuliert worden, meinte Abdullah jetzt. Auch Ghani hat Wahlbetrug moniert.

Nach ersten Erkenntnissen der Mitarbeiter Abdullahs liegt Gegenkandidat Ghani mit fast einer Million Stimmen in Führung. Allerdings sind noch nicht alle Wahlzettel ausgezählt. Etliche Wahlurnen sind noch gar nicht zur Auswertung in der Hauptstadt eingetroffen.

Ursprünglich wollte die Wahlkommission am 2. Juli ein vorläufiges und am 22. Juli ein Endergebnis verkünden. Der Nachfolger von Präsident Hamid Karsai sollte bislang am 2. August in sein neues Amt eingeführt werden. Beobachter befürchten, dass Afghanistan nun ein monatelanges Machtvakuum drohen könnte. Auch ein Machtkampf mit ethnischen Zügen wird nicht ausgeschlossen. Ghani ist Paschtune, Abdullah steht der tadschikischen Minderheit näher.

se/wl (dpa, afpe, rtr)