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Ab in den Urlaub

Sabine Kinkartz, Berlin3. März 2015

Die Reisebranche reibt sich die Hände: Trotz internationaler Krisen verreisen die Deutschen häufiger als je zuvor. Das beflügelt auch die Geschäfte auf der weltgrößten Tourismusmesse, der ITB in Berlin.

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Strand in der Karbik (Foto: picture alliance)
Bild: picture alliance/Robert Harding

Tourismus ist ein boomender Markt. 2014 haben sich weltweit 1,14 Milliarden Menschen auf eine touristische Reise ins Ausland begeben, das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Deutschen tragen zu diesem Rekordwert deutlich bei. Nach wie vor sind sie Reiseweltmeister und investieren jedes Jahr mehr Zeit und Geld in die schönsten Wochen des Jahres. Das freut insbesondere die deutsche Reisebranche. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Frenzel, spricht mit Blick auf das laufende Jahr von einem "exzellenten Reisejahr", allen internationalen Krisen zum Trotz.

"Griechenland, die Ukraine, die schrecklichen Terrorbilder aus Paris, Brüssel und Kopenhagen - die internationalen Rahmenbedingungen sind nicht gerade förderlich", weiß Frenzel. Gleichwohl gebe es in Deutschland sichere Arbeitsplätze, weiter steigende Reallöhne, eine Inflation, die fast bei Null liegt, niedrige Zinsen und eine hohe Konsumbereitschaft. "Das besonders erfreuliche Umfeld fördert trotz aller internationalen Beschränkungen und Krisen die Reisebereitschaft."

Urlaub trotz Krise

Krisen führten lediglich zur Verlagerung der Reiseströme, ergänzt der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, Norbert Fiebig. "Denken Sie beispielsweise an das gute Abschneiden der Kanaren im vergangenen Winter - diese spanischen Inseln profitierten eindeutig vom Rückgang der Buchungen in Ägypten." Auf lange Sicht gesehen würden sich Reiseländer selbst nach großen Umwälzungen oder Katastrophen entsprechend schnell wieder erholen.

Norbert Fiebig (l.) und Michael Frenzel (Foto: dpa)
Norbert Fiebig (l.) und Michael FrenzelBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

So ist Tunesien, das durch die Revolution im Tourismussektor einen Einbruch von fast 50 Prozent verkraften musste, auf dem besten Weg zu den Besucherzahlen vor der Krise. Auch Sri Lanka, das unter den Folgen des Tsunamis litt und potenzielle Gäste mit politischen Auseinandersetzungen abschreckte, konnte sich 2014 über mehr als 100.000 deutsche Besucher freuen, das sind dreimal mehr als 2010.

Badewanne Mittelmeer

Ägypten kann sich derzeit über ein zweistelliges Buchungsplus in deutschen Reisebüros freuen. Auch Griechenland verzeichnet weiterhin Zuwächse, nachdem sich das Krisenland schon im vergangenen Jahr über wieder deutlich mehr Gäste freuen durfte. 2014 betrug das Plus rund 17 Prozent. Nach wie vor ist die Badewanne Europas, wie das Mittelmeer gerne genannt wird, im Sommer das bevorzugte Reiseziel der Bundesbürger. Zu den Gewinnern in Europa zählt auch Spanien mit einem Plus von fast sechs Prozent, Italien gehört dazu mit fünf Prozent mehr Urlaubern. Auch die Türkei, die sich bereits auf einem sehr hohen Niveau bewegt, konnte noch einmal 1,9 Prozent mehr deutsche Veranstalter-Gäste dazu gewinnen.

Auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin hoffen die Reiseländer, ihr Geschäft noch weiter ausbauen zu können. Wieder einmal ist die weltgrößte Reisemesse ausgebucht. In 26 Hallen präsentieren sich mehr als 10.000 Aussteller aus 186 Ländern. Im vergangenen Jahr wurden auf der Messe Geschäfte mit einem Volumen von 6,5 Milliarden Euro abgeschlossen. Ein Drittel der Aussteller kommt aus Deutschland, das nach wie vor das beliebteste Reiseziel der Bundesbürger ist. Hier ist noch offen, wie sich die Einführung des Mindestlohns auswirken wird. Derzeit gebe es aber noch keine Anzeichen für negative Effekte, sagt BTW-Präsident Michael Frenzel.

Viel Diskussionsstoff

Probleme sieht sein Verband dafür im Luftverkehr: Die deutschen Flughäfen seien im internationalen Vergleich zuletzt deutlich zurückgefallen und nicht mehr konkurrenzfähig. Die deutschen Flughäfen verzeichneten 2014 fast 208 Millionen Passagiere und kamen damit auf ein Wachstum von drei Prozent. Das ist aber nur die Hälfte des internationalen Wachstums. "Hier zeigen sich Bremswirkungen durch spezielle Regelungen wie die Luftverkehrsteuer, Nachtflugverbote oder auch die hohe Streikbereitschaft in den Spartengewerkschaften. Das hat sich fatal ausgewirkt", kritisiert Frenzel.

Mongolische Frauen in Landestracht auf der ITB (Foto: dpa)
Die Mongolei ist in diesem Jahr Partnerland auf der ITBBild: picture alliance/dpa/R. Jensen

Topthema auf dem die ITB begleitenden Kongress ist "Sharing Economy". Teilen und Tauschen, dieser Trend setzt sich auch beim Urlaub immer mehr durch - zum Leidwesen der etablierten Anbieter. Die beklagen vor allem, dass digitale Konkurrenten wie Airbnb oder Uber, die Übernachtungsmöglichkeiten und Transporte vermitteln, keiner Regulierung unterliegen. Digitale Trends würden sich durch Verbote und Restriktionen aber nicht verhindern lassen, sagt der BTW-Präsident, der Wettbewerbsgleichheit fordert. "In einem regulierten Markt, wo Hotelbetriebe vielfältige Vorschriften zu beachten haben, ob Feuerschutz oder Hygienevorschriften, kann es nicht sein, dass konkurrierende Anbieter praktisch im rechtsfreien Raum agieren. Hier verschieben sich die Bedingungen und hier muss Wettbewerbsgleichheit bestehen."

Schwacher Euro lässt die Preise steigen

Ein zweites heiß diskutiertes Thema auf der ITB ist die allgemeine Preis- und Wechselkursentwicklung. In diesem Jahr profitieren die Kunden noch davon, dass sich die meisten Veranstalter gegen schwankende Fremdwährungen abgesichert haben. Spätestens im Winter werde das aber schon anders aussehen. Die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar und die Abkopplung des Schweizer Franken vom Euro-Kurs könnte die Preise für die schönsten Tage des Jahres dann deutlich nach oben treiben.