2014 - Ereignisreiches Jahr in Nahost
Ob der Krieg in Syrien, die Terrormiliz Islamischer Staat oder der Krieg im Gazastreifen - die Ereignisse im Nahen Osten haben die Nachrichten 2014 dominiert.
IS auf dem Vormarsch
Schon seit 2013 kontrolliert die Terrororganisation Islamischer Staat die syrische Stadt Rakka. Im Januar gelingt es ihr, auch die irakische Stadt Falludscha einzunehmen. Sie dringt erstmals bis in die Provinz Anbar vor. Ziel ist es, von dort aus Bagdad zu erobern.
Der ewige Atomstreit
Nach dem Stopp von Urananreicherungen im Iran lockern die USA und die Europäische Union im Januar ihre Sanktionen gegen das Land. Trotz der Annäherung kann der Atomstreit im weiteren Verlauf des Jahres nicht beigelegt werden. Im November werden die Gespräche allerdings bis ins Jahr 2015 verlängert.
Massenurteile in Ägypten
Nachdem die ägyptische Führung die Vereinigung der Muslimbrüder auf die Liste der Terrororganisationen gesetzt hat, stehen alle, die mit ihr in Verbindung stehen, zum Abschuss frei: Ein Gericht in Al-Minja verurteilt im März 529 Anhänger zum Tode. Bei einem weiteren Verfahren im April kommt es zu 683 Todesurteilen. Die meisten werden später in eine lebenslängliche Gefängnisstrafe umgewandelt.
Machtwechsel im Irak
Am 30. April gehen die Iraker zum ersten Mal seit dem Abzug der US-Armee an die Urne, um ein neues Parlament zu wählen. Erst im August verzichtet Nuri al-Maliki (l.) zugunsten seines Parteikollegen Haidar al-Abadi (r.) auf eine dritte Amtszeit. Der Vormarsch der IS-Terrormiliz im Irak wurde auch begünstigt durch den Unmut vieler Sunniten über die schiitisch dominierte Regierung unter Al-Maliki.
Kein Ende des Syrien-Krieges in Sicht
Nach knapp zwei Jahren vergeblicher Vermittlungen in Syrien tritt der UN-Sondergesandte Lakhdar Brahimi im Mai zurück. Kurze Zeit später lässt sich Präsident Baschar al-Assad bei der Präsidentschaftswahl mit 88,7 Prozent der Stimmen im Amt bestätigen, um seine Macht zu demonstrieren. Gewählt wird allerdings nur in Regionen, in denen seine Truppen das Sagen haben.
Ägyptens Neuer
Der frühere Armeechef Abdel Fattah al-Sisi gewinnt Ende Mai die Präsidentenwahl in Ägypten haushoch. Der einzige Mitbewerber Hamdien Sabahi kommt auf 3,1 Prozent. Am 8. Juni wird Al-Sisi vereidigt. Viele Ägypter hoffen, dass er sie aus der Wirtschaftskrise führen und die Sicherheit im Land wieder herstellen kann.
Bruderzwist vorerst beigelegt
Erstmals seit dem Bruch zwischen den Palästinensern 2007 bilden Fatah und Hamas im Juni wieder eine Einheitsregierung. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vereidigt in Ramallah das neue Kabinett unter Führung von Ministerpräsident Rami Hamdallah. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierte scharf: Anstatt mit Israel Frieden zu schließen, wende sich Abbas lieber der Hamas zu.
In der Hand des IS
Im Juni gelingt der Terrormiliz Islamischer Staat die Einnahme der irakischen Stadt Mossul. Viele Menschen flüchten. Allerdings lassen sich ehemalige Top-Offiziere aus den Zeiten Saddam Husseins von der Terrormiliz anwerben. Der IS ruft in Syrien und im Irak ein Kalifat aus. Erster Kalif ist ihr Anführer Abu Bakr al-Baghdadi. Alle Muslime müssten ihm Gefolgschaft schwören.
50 Tage Krieg
Zwischen Israelis und Palästinensern bleibt die Lage angespannt. Am 8. Juli startet Israel eine neue Offensive. Man wolle dem Raketenbeschuss aus Gaza ein Ende setzen, so heißt es. Mitte des Monats schickt Israel auch Bodentruppen in den Gazastreifen. 50 Tage dauert der Krieg bei dem mehr als 2100 Palästinenser und knapp 70 Israelis getötet werden. Rund 20.000 Wohnungen werden in Gaza zerstört.
Jesiden auf der Flucht
Im August fallen die Terroristen des IS in die Stadt Sindschar im Nordosten des Irak ein. Sie töten Hunderte Menschen der jesidischen Volksgruppe. Zehntausende fliehen in die Berge. Dort werden sie Mitte August von kurdischen Peschmerga-Kämpfern gerettet.
Luftschläge gegen den IS
Im August genehmigt US-Präsident Barack Obama erstmals Luftschläge gegen die Islamisten im Irak. Im September weiten sie die Angriffe auch auf syrisches Gebiet aus. Fünf arabischen Staaten beteiligten sich an diesen Attacken: Saudi-Arabien, Katar, Bahrain und Jordanien. Für die Vereinigten Arabischen Emirate nimmt eine Kampfpilotin die Islamisten ins Visier.
Journalisten, Helfer und Oppositionelle in Gefahr
Der IS hält die Welt in Atem, spätestens seit der Veröffentlichung verschiedener Videos, in denen Hinrichtungen westlicher Journalisten, Helfer und oppositioneller Kämpfer für die Welt dokumentiert werden. Am 9. August kursiert das erste Video dieser Art im Internet: Der Reporter James Foley (siehe Bild) wird darin enthauptet. Es folgen weitere Videos dieser Art.
Libyen versinkt im Chaos
Inmitten heftiger Kämpfe zwischen rivalisierenden Milizen tritt im August ein neu gewähltes libysches Parlament in Tobruk zusammen. Dorthin war der Sitz wegen der unsicheren Lage in Tripolis und Bengasi verlegt worden. Seither liefern sich zwei Parlamente einen Machtkampf um die politische Hoheit. Das alte - von Islamisten dominierte - Parlament hatte die Arbeit in Tripolis wieder aufgenommen.
Kämpfer für Kobane
Im September beginnt die Schlacht um die nordsyrische Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei. Der IS versucht auch diese Stadt einzunehmen. Im Oktober kommen kurdische Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak den Kurden in Kobane zur Hilfe. Sie wurden mittlerweile mit Waffen aus dem Westen, auch aus Deutschland, ausgestattet.
Der "Ruf Tunesiens"
Bei der Parlamentswahl in Tunesien setzen sich die säkularen Kräfte gegen die Islamisten durch. Die säkulare Allianz "Nidaa Tounes" (Ruf Tunesiens) um Béji Caïd Essebsi erobert nach vorläufigem Ergebnis 85 der 217 Mandate. Die islamistische Ennahda kommt auf 69 Sitze. Wenige Wochen später wählt Tunesien auch einen neuen Präsidenten.
Unschuldig!?
Mehr als drei Jahre nach dem Sturz von Husni Mubarak lässt ein Strafgericht in Kairo die Anklage gegen Ägyptens Ex-Präsidenten wegen des Todes von mehr als 800 Demonstranten fallen. Viele Ägypter sind empört und gehen auf die Straße. Da Mubarak im Mai wegen Korruption zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden war, bleibt er in Haft.
Kampf um das Überleben
Auf der Flucht vor Tod und Zerstörung haben viele syrische Flüchtlinge bereits Schlimmes erlebt. Und nun steht das nächste Problem bevor: der Winter. Für die drei Millionen Flüchtlinge aus Syrien, die in die Nachbarländer geflohen sind, verschärft sich dadurch die ohnehin schon dramatische Situation.