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1945: Japan am Ende

Shingo Yoshida12. August 2005

Zwei Jahre bevor Deutschland den Zweiten Weltkrieg in Europa auslöste, hatte Japan China angegriffen. Es war der Beginn des Japanisch-Chinesischen Kriegs, der bis 1945 dauerte und Teil des Zweiten Weltkriegs wurde.

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Hiroshima ein dreiviertel Jahr nach dem Atombomben-AbwurfBild: AP

Nach der Niederlage Deutschlands erklärte US-Präsident Truman am 8. Mai 1945, die Fahne der Freiheit wehe in Europa, der Westen sei befreit worden, der Osten aber unterliege immer noch der japanischen Armee. Er bot Japan am selben Tag die Kapitulation an.

Die japanische Regierung erklärte am 9. Mai, dass sie ihr Kriegsziel weiter verfolge, obwohl sie sich jetzt nach dem Zusammenbruch Deutschlands und der im Januar mitgeteilten Kündigung des Bündnisses durch Italien unter den feindlichen Alliierten allein gelassen fühlte. Zudem äußerte Stalin schon im Herbst 1943 Roosevelt und Churchill gegenüber die Bereitschaft, dass die Sowjetunion sich am Pazifischen Krieg nach der Niederlage Deutschlands beteiligen werde. Am 3. Mai 1945 kündigte die Sowjetunion den Neutralitätsvertrag mit Japan

Japans Ausweglosigkeit

Das war ein harter Schock für die Japaner, weil sie zuvor ohne Ahnung von der Sowjetdiplomatie im Hintergrund auf eine Verständigung mit der Stalin hoffte - für die territoriale Sicherung im Norden, eine erhoffte Friedensvermittlung durch die Sowjetunion, sowie die Lieferung von Erdöl nach Japan. Die Kündigung des Nichtangriffspakts und die Kriegserklärung der Sowjetunion eine Woche vor der Niederlage Japans im August, zerschmetterten endgültig solch naiven Spekulationen und Versuche.

Die Ausweglosigkeit Japans war an allen Fronten deutlich. Die Langstreckenflieger der US-Luftwaffe konnten fast ohne Widerstand über den Städten Japans Bomben abwerfen. Am 24. und 25. Mai 1945 erlebten die Hauptstädter die bis dahin größten Luftangriffe mit jeweils mehr als 500 B29-Flugzeugen: Durch die fortgesetzten Bombardements verloren bis Juni fast 100.000 Tokioter das Leben. 3,5 Millionen wurden obdachlos. Die Hälfte der Stadt wurde verbrannt. Andere Städte mit oder ohne Kriegsindustrie wurden ebenfalls zerstört.

Bis zur letzten Bambuslanze

Die militärische Kriegführung fand keine andere Möglichkeit als den Aufruf zum Kampf auf der Heimaterde bis zum letzten der 100 Millionen Japaner. Dies sollte dem immer stärker werdenden Friedenswunsch entgegenwirken. Alles, was als Waffen gebraucht werden könnte, sollte im Kampf gegen die Invasoren eingesetzt werden. Neben dem Feuerlöschtraining während der Bombenpause übten so die Japaner den Kampf mit Bambuslanzen.

Indes wurde die Not in allen Bereichen immer größer. Aus der Not geboren machten die Japaner etliche Erfindungen. Noch im März 1945 gelang es einem Forschungsoffizier aus Kieferwurzeln Benzin und im April aus Kampfer Flugzeugbrennstoff zu gewinnen. Im Mai wurden Ölkanister aus Bambus und Papier erfunden. Im Juli entwickelte die Marine ein unbemanntes Raketenflugzeug. Bereits im Herbst 1944 war Sprengstoff aus alter Baumwolle hergestellt worden. Zudem wurde das größte U-Boot der Welt fertig gestellt, dem im Frühjahr 1945 vier weitere folgen sollten. Das erste mit drei Bombenflugzeugen an Bord wurde aber auf dem Weg in die USA durch die bedingungslose Kapitulation Japans gestoppt.

Atombomben

Die japanische Regierung erklärte noch am 28. Juli die Nichtbeachtung des zwei Tage zuvor mitgeteilten Potsdamer Abkommens der Alliierten. Sie musste jedoch schließlich die bedingungslose Kapitulation hinnehmen, nachdem US-Bomber am 6. August 1945 über Hiroshima und am 9. August über Nagasaki Atombomben abwarfen. Der Atombombeneinsatz sollte Japans Willen zur Fortsetzung des Krieges zerschlagen - und somit weitere Menschenverluste der US-Armee Einhalt verhindern; was folglich auch für Japaner wie für Millionen Menschen in Ost- und Südostasien galt. Das Kalkül ging auf: sechs Tage nach dem Bomben-Abwurf über Nagasaki kündigte Japans Kaiser die Kapitulation seines Landes an.

"Aber warum mussten so viele unschuldige Menschen durch diese neuartigen Bomben sterben?", fragen die Überlebenden, die heute noch unter den Auswirkungen der Atomstrahlen leiden. Ihre Kinder und Enkelkinder befürchten Erbschäden. Heute, 60 Jahre nach dem Kriegsende setzen sie sich ein für den Weltfrieden, für eine Welt, in der keine Atomwaffen mehr existieren, ja, eine Welt, in der nie mehr ein Krieg ausbrechen soll.