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179.000 Packungen Pferde-Lasagne

16. Februar 2013

Der Pferdefleischskandal zieht weitere Kreise. Immer mehr Produkte sind betroffen. Auch in Deutschland wurde verdächtige Ware hergestellt.

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Pferde und Kühe auf einer Weide in der Schweiz (Copyright "imago stock&people")
Bild: imago stock&people

Der Skandal um falsch deklariertes Fleisch in Fertiggerichten hat jetzt auch Deutschland voll erfasst. Rund 179.000 Packungen Lasagne, die möglicherweise nicht wie angegeben Rind- sondern Pferdefleisch enthalten, wurden nach Deutschland geliefert. Die gehe aus einer EU-Information hervor, sagte ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums in Berlin. Laut Medienberichten entspricht dies eine Menge von rund 72 Tonnen. Mehrere Supermarktketten und Discounter haben verdächtige Ware bereits in den vergangenen Tagen aus den Regalen und Tiefkühltruhen genommen.

Eine Spur führt nach Frankreich

Nach den bisherigen Erkenntnissen der französische Behörden stammen die Produkte von der Firma Comigel, die rund 4,5 Millionen Fertiggerichte mit nicht deklariertem Pferdefleisch der Firma Spanghero hergestellt haben soll, die dann an mindestens 28 Unternehmen in 13 europäischen Ländern verkauft wurden. Sowohl Spanghero wie Comigel bestreiten, die Inhaltsangaben wissentlich gefälscht zu haben.

Inzwischen führt in dem Skandal eine Spur aber auch direkt nach Deutschland. Die Brandenburger Firma Dreistern-Konserven räumte ein, Rindergulasch eigener Herstellung enthalte Spuren von Pferdefleisch. Die Konserven mit der Bezeichnung "Rindergulasch 540g Omnimax" seien aus dem Sortiment der Dreistern-Kunden entfernt worden. "Die nachgewiesenen Spuren von Pferde-DNA können im Rahmen der Fleischverarbeitung bereits durch die Nutzung gemeinsamer Schlachthäuser oder Transportbehälter entstanden sein", heißt es auf der Internet-Seite des Neuruppiner Unternehmens. Nähere Auskünfte gab die Firma bislang nicht. Zuvor war Pferdefleisch nur in Produkten nachgewiesen worden, die nicht von deutschen Herstellern stammten.

Pferdefleischskandal weitet sich aus

Der ostwestfälische Hackfleisch-Lieferant Vossko teilte mit, er überprüfe wegen des Pferdefleisch-Skandals seine Produkte. Vossko liefert Hackfleisch als Rohware an den Tortelloni-Hersteller Hilcona. Von dieser Firma kommt das aus den Regalen des Discounters Lidl entfernte Nudelgericht "Tortelloni Rindfleisch".

Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner äußerte sich besorgt über das wachsende Ausmaß des Fleischskandals. "Der Betrugsfall nimmt immer größere Dimensionen an. Hier wurde offenbar mit großer krimineller Energie gehandelt", sagte die CSU-Politikerin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Zusätzlich zu einem EU-Aktionsplan wolle der Bund gemeinsam mit den Ländern ein nationales Kontrollprogramm mit zusätzlichen Tests aufstellen, kündigte Aigner an. "Nur so können wir das tatsächliche Ausmaß dieses Skandals erfassen." Beratungen der Verbraucherminister aus Bund und Ländern sind für Montag (18. Februar) angesetzt.

Der EU-Aktionsplan sieht vor, bei der Fahndung nach falsch deklariertem Pferdefleisch auf Gentests zu setzen. Außerdem soll es auch Kontrollen hinsichtlich des für den Menschen womöglich gefährlichen Tiermedikaments Phenylbutazon geben. Demnach sollen EU-weit 2250 Proben einem DNA-Test unterzogen werden, etwa zehn bis 150 pro Mitgliedsland.

wl/pg (dpa, afp, rtr)