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1000 Zimmer sind nicht genug

6. Dezember 2014

Jede Kritik an seinem überaus prunkvollen Palast perlt am türkischen Präsidenten ab. Nun stellt Erdogan ohne jeden Anflug von Bescheidenheit klar: Das Gebäude hat deutlich mehr Zimmer als gedacht.

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Türkei Ankara Erdogan vor neuem Präsidentenpalast 01.12.2014
Bild: picture-alliance/Kayhan Ozer/Anadolu Agency

Der "Ak Saray" ("Weißer Palast") des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (Artikelbild) ist größer als vermutet. Erdogan zeigte sich regelrecht von Berichten gekränkt, der Neubau in Ankara habe 1000 Räume. "Lassen Sie mich Ihnen sagen, er beherbergt mindestens 1150 Zimmer", stellte das islamisch-konservative Staatsoberhaupt vor Geschäftsleuten in Istanbul klar.

"Man spart nicht, wenn es ums Prestige einer Nation geht", sagte Erdogan mit Blick auf den Palast, der umgerechnet fast eine halbe Milliarde Euro gekostet hat - doppelt so viel wie ursprünglich geplant. "Wir wollten ein Bauwerk schaffen, damit die künftigen Generationen sagen: 'Vor dort aus wurde die neue Türkei regiert'." Mit "neuer Türkei" meint Erdogan das Land unter seiner Ägide. Gleichwohl betonte er, der Amtssitz sei "nicht mein Palast", sondern gehöre dem türkischen Volk.

Erdogan in neuem Präsidentenpalast (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/Handout/Kayhan Ozer/Anadolu Agency

Wird der Palast noch weiter ausgebaut?

Die türkische Opposition wirft Erdogan eine Verschwendung von Steuergeldern vor. Die rechtsgerichtete Partei der Nationalen Bewegung (MHP) äußerte den Verdacht, Gelder der Arbeitslosenversicherung seien zur Finanzierung des Gebäudes verwendet worden.

Offenbar soll der Palast noch einen zusätzlichen Wohntrakt mit weiteren 250 Zimmern erhalten. Die Residenz des Staatsoberhauptes werde in der Nähe des Palastes errichtet, erklärte die Ortsvorsitzende der türkischen Architektenkammer in Ankara, Tezcan Karakus Candan, nach Zeitungsberichten. Neben der Residenz seien auch noch eine Moschee und ein Konferenzzentrum auf dem Palastgelände geplant.

Papst Franziskus bei Erdogan PK 28.11.2014
Bild: Reuters/T. Gentile

Als erster Staatsgast war Papst Franziskus Ende November im neuen Palast empfangen worden. Er nutzte dies nicht für Kritik, ließ sich aber mit einem schlichten grauen Renault durch die abgesperrten Straßen fahren - und erntete damit einige Anerkennung. "Ein bescheidenes Auto für den bescheidenen Papst", titelte die regierungskritische Zeitung "Hürriyet".

ab/rb (afp, dpa)