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10 Tipps für Studenten

Caitlin Hardee/ad/sw1. Februar 2015

Deutsche Universitäten sind für ihre herausragende Qualität bekannt - und auch dafür, dass es (fast) keine Studiengebühren gibt. Klingt erst mal paradiesisch. Dennoch sollten Studenten einiges wissen, bevor sie kommen.

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Frau liegt auf Boden mit Buch über dem Gesicht (Foto: Fotolia)
Informiere dich gut, bevor du dich an einer deutschen Uni bewirbstBild: Fotolia/Janina Dierks

Aufgrund astronomischer Studiengebühren sehen sich Studenten in den USA gezwungen, ein Darlehen von durchschnittlich 25.000 Euro aufzunehmen. In Großbritannien können es bis zu 50.000 Euro sein. So schauen sich immer mehr Studenten von dort nach preiswerteren Alternativen um.

Ein besonders verlockendes Ziel ist Deutschland. Das Land der Dichter und Denker im Zentrum Europas ist für seine hohe Lebensqualität bekannt – und dafür, dass Studieren in Deutschland ziemlich günstig ist.

Maßkrüge (Foto: dpa)
Genieße das gute Bier - aber vergiss darüber nicht das LernenBild: picture-alliance/dpa/S. Pieknik

Wenn du also raus in die große weite Welt ziehen willst und von kostenlosem Studieren, Oktoberfestbier in München oder durchtanzten Techno-Nächten in Berlin träumst, solltest du einige praktische Dinge bedenken, bevor du dich ins nächste Flugzeug setzt.

1. Umsonst ist relativ

Ganz früher waren die staatlichen Universitäten in Deutschland kostenlos. Mitte der 2000er wurden in den meisten Bundesländern Studiengebühren eingeführt, mit 500 Euro pro Semester waren die zwar vergleichsweise niedrig, dennoch so umstritten, dass sie nach wenigen Jahren fast überall wieder abgeschafft und durch eine viel geringere Semestergebühr ersetzt wurden.

Trotzdem solltest du eins wissen: Nur an staatlichen Universitäten ist das Studium so günstig, für private Institutionen musst du häufig recht tief in die Tasche greifen. Außerdem musst du dich für bestimmte Studiengänge bewerben und erst mal dafür angenommen werden. Und schließlich unter den gleichen Bedingungen das Studium absolvieren wie die Einheimischen.

2. Zum Workaholic kann man hier nicht werden

Studenten aus Nicht-EU-Ländern benötigen ein Studentenvisum, und das begrenzt die Arbeitserlaubnis auf 120 ganze oder 240 halbe Tage pro Jahr. Während des Semesters dürfen Studenten nur 20 Stunden pro Woche arbeiten. Allerdings sind die allgemeinen Lebenshaltungskosten in deutschen Städten niedriger als in amerikanischen oder britischen Städten, vor allem Miete, Lebensmittel, Krankenversicherung und öffentliche Verkehrsmittel.

Studenten mit EU-Pässen können außerdem BAföG beantragen, was zur Hälfte ein Zuschuss vom Staat, und zur anderen Hälfte ein Darlehen ist, was später ohne Zinsen zurückgezahlt werden muss. Für Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger wird BAföG nur in Ausnahmefällen gewährt. Und hier noch ein gutgemeinter Ratschlag: Komm gar nicht erst auf die Idee, in Deutschland schwarz zu arbeiten. Du wirst übel ausgebeutet – oder kannst ausgewiesen werden, wenn du dich erwischen lässt.

3. Stipendien: Gewusst wie

Glücklicherweise stehen für Ausländer alle möglichen Beihilfen und Stipendien zur Verfügung. Egal, ob du nun Ingenieurswissenschaften, deutsche Literatur oder Kunst studierst: Wenn du gute Noten bringst und dich hartnäckig an den richtigen Stellen bemühst, dann tut sich vielleicht eine Finanzierungsquelle für dich auf.

Symbolbild Stipendien (Foto: dpa)
Es gibt Stipendien. Man muss nur wissen woBild: picture-alliance/dpa

Die meisten Stipendien für ausländische Studenten gibt's beim DAAD, dem staatlich geförderten Deutschen Akademischen Austauschdienst. #link:https://www.daad.org/other-funding:Aber es gibt auch noch viele andere Stiftungen, die für spezielle Studiengänge Zuschüsse gewähren#. Hast du einmal ein Stipendium in der Tasche, dann wirkt sich dies auch auf den Bewerbungsprozess positiv aus.

4. Einwanderung hat ihren Preis

Wenn du kein EU-Bürger bist, musst du dich leider darauf gefasst machen, unendlich viel Zeit auf der Ausländerbehörde zu verbringen. Wenn du US-Bürger bist und zu einem Hochschulstudium in Deutschland angenommen worden bist, bekommst du dein Visum recht schnell. Und wenn du einen deutschen Studienabschluss erworben hast, darfst du sogar noch 18 Monate länger bleiben und in Deutschland arbeiten.

Trotzdem musst du mit unerwarteten Tücken rechnen und dir darüber im Klaren sein, dass deine Wunschträume deutsche Bürokraten nur wenig jucken. Du musst schon alles selbst in die Hand nehmen: Krankenversicherung, Nachweis der finanziellen Unabhängigkeit, Wohnungssuche, Registrierung beim Bürgeramt, Beantragung des Visums. Für Studierende aus Entwicklungsländern ist das Ganze übrigens noch viel komplizierter: Sie müssen ihr Visum über die Deutsche Botschaft in ihren Heimatländern beantragen.

5. Wie gewinnt man einen Papierkrieg?

Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als dich mit der Bürokratie irgendwie anzufreunden. Mache dich vertraut mit Bürokratendeutsch und den Konventionen deutscher Geschäftsbriefe. Hebe immer Kopien von allem auf, und ordne sie übersichtlich ein, sodass du geforderte Dokumente sofort parat hast. Gut organisiert zu sein wird sich in allen möglichen Situationen zu deinen Gunsten auswirken – angefangen von einer Verlängerung deines Visums bis hin zur Wohnungssuche. Vielleicht gelingt es dir auf diese Weise sogar, einem gutverdienenden Yuppie-Pärchen eine Traumwohnung vor der Nase wegzuschnappen, oder auf der Basis von Verletzungen des Mietrechts Mietminderungen durchzudrücken.

Symbolbild Bürokratie (Foto: dpa)
Deutsche Bürokratie kann echt ätzend seinBild: picture-alliance/dpa

Wenn dich jemand mit bürokratischen Briefen zumüllt – dann schicke ihm mindestens doppelt so viele wieder zurück! "Die deutsche Strategie besteht daraus, Feinde mit Papierkram zu überwältigen", sagt Leah Scott-Zechlin, eine in Berlin lebende Studentin und im Papierkrieg erprobte Veteranin.

6. Deutsch sprechen ist das A und O

In den größeren deutschen Städten kann man sich durchaus auch ohne Deutschkenntnisse durchschlagen, viele Deutsche können ganz gut Englisch. Es gibt sogar einige Studiengänge auf Englisch. Trotzdem solltest du unbedingt Deutsch lernen. Du kommst dann wesentlich besser mit Beamten zurecht und gewinnst schneller Freunde. Solltest du nach dem Studium noch bleiben und arbeiten wollen, hast du mit Deutsch viel bessere Chancen. Und was spricht dagegen, Deutsch zu lernen? Entgegen abgedroschener Vorurteile ist Deutsch ist eine wunderschöne Sprache und für englische Muttersprachler relativ einfach zu erlernen. #link:http://www.dw.de/learn-german/s-2469:Hier ein Link zu kostenlosen DW Online Deutschkursen#.

7. An deutschen Universitäten wirst Du nicht verhätschelt

Wer in den USA ein privates College besucht hat, ist an einigen Luxus gewöhnt. Wer 50.000 Dollar pro Jahr bezahlt, darf zu Recht auch einiges erwarten, wie etwa eine Wäscherei, ein Wohnungsamt oder ein Gesundheitszentrum direkt auf dem Universitätsgelände. Hier werden alle möglichen Menschen bezahlt, um sich um das Wohlergehen der Studenten zu kümmern, darunter auch Studienberater. Wenn ein Student zu viele Vorlesungen verpasst hat, wird nachgefragt, was mit ihm ist, und es wird Unterstützung angeboten.

Nicht so in Deutschland. Es liegt allein in deiner Hand, alles zu erledigen, in einem fremden Land zurecht zu kommen, Vorlesungen und Seminare zu besuchen. Hier kannst du nur ernten, was du selbst gesät hast. Während bei einigen Kursen auch Teilnahme und Hausaufgaben mit berücksichtigt werden, zählen bei anderen nur die Abschlussprüfung oder Examensarbeit.

8. Das karge Leben im Studentenwohnheim

Einige große deutsche Universitäten unterhalten offizielle Studentenwohnheime. Manchmal sind das kleine Studentendörfer oder Mehrfamilienhäuser mit spartanisch eingerichteten Einzelzimmern - meist nicht sehr attraktive Wohnungen, wo das gesellschaftliche Leben auch nicht gerade überwältigend ist.

Stattdessen solltest du lieber deinen Charme spielen lassen und dich nach einer Wohngemeinschaft umschauen, in der auch Deutsche leben. Dadurch lernst du viele Einheimische kennen und kannst deine Sprachkenntnisse erweitern. Die Suche nach einer WG ist nicht einfach. Wenn du Glück hast, wirst du direkt von der ersten WG, wo du dich bewirbst, genommen – aber wenn du Pech hast, kann es Monate dauern. Aber es lohnt sich. Die besten Chancen etwas zu finden, hast du auf Webseiten wie: studenten-wg.de, wg-gesucht.de oder dreamflat.de.

Klingelschilder (Foto: dpa)
Wohnst du mit Deutschen zusammen, lernst du die Sprache schnellerBild: picture alliance / dpa Themendienst

9. Du bist nicht die oder der Erste

Leben und Lernen im Ausland beinhaltet eine große Verantwortung für sich selbst. So manches Mal wird dich das Gefühl überkommen, mutterseelenallein die größten Hürden überwinden zu müssen. Aber keine Angst - wenn du diesen Sprung wagst und nach Deutschland ziehst, wandelst du auf recht ausgetretenen Pfaden. Und die findest du auch im Netz, in verschiedenen Foren für ausländische Studenten.

Egal, mit welch schwerwiegenden Problemen du dich rumschlagen musst – von der Beantragung eines Studentenvisums, der Suche nach echten Salz-Crackern in Berlin, der Steuererklärung bis hin zum Verstehen deines deutschen Freundes oder deiner deutschen Freundin - jemand auf #link:http://www.toytowngermany.com/forum/:Toytown Germany# hat bestimmt schon mal genau dieselbe Frage gestellt und eine lebhafte Diskussion darüber angeregt. Oder direkt mehrere Leute .... Bevor du also deine Frage stellst, solltest du sicherstellen, dass diese nicht schon längst beantwortet worden ist! Die Expats dort wissen zwar viel, sind aber auch schnell gelangweilt, wenn sich Fragen oft wiederholen. Wenn du solcherlei Foren richtig nutzt, erschließt sich dir eine nie endende Quelle nützlicher Informationen.

'Liebesschlösser' an Kölner Hohenzollernbrücke (Foto: dpa)
Du könntest dich verlieben - in Deutschland...Bild: picture-alliance/dpa

10. Achtung: Du könntest für immer bleiben wollen

Kostenlose Bildung? Super. Du bist eine kluge, unerschrockene Person, die weiß, wie man das Beste aus seinem Leben macht. Dann mach‘ dich auf nach Deutschland, um ein paar Jahre hier zu chillen, schnapp‘ dir deinen Studienabschluss, arbeite noch ein bisschen, um schließlich zurückzukehren und viel Geld zu machen. Klingt doch nach einem guten Plan. Kann sein. Oder auch nicht.

Denn ebenso gut könntest du dich für immer in dieses Deutschland verlieben. Oder, noch schlimmer: in einen Menschen aus Deutschland! Dann musst du dich einem schwierigen Dilemma stellen: entweder deiner Heimat für immer Tschüss sagen – oder dir das Herz aus der Brust reißen, um dich von diesem wundervollen Land zu verabschieden.

Es gibt natürlich noch die Möglichkeit, dass die Ausländerbehörde dir dieses Dilemma erspart. Nämlich dann, wenn du hier keinen Job bekommst. Aber so weit muss es ja nicht kommen.

Wie auch immer: Bist du einmal dem 'Schland' verfallen, gibt es kein Zurück. So wie David Bowie wirst du noch 35 Jahre nach deinem Abschied Liebeslieder für Berlin schreiben. Aber es gibt schlimmere Schicksale. Wie etwa sich ewig abschuften müssen, um deinen riesigen Studenten-Schuldenberg abzutragen.

Überlege dir also, worauf du dich hier einlässt. Und dann tue es trotzdem!

Caitlin Hardee, ursprünglich aus Seattle, studierte in den USA Germanistik und absolvierte ein Auslandsjahr in Berlin. Nach ihrem Abschluss in den USA kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie als freie Journalistin arbeitet.