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Özil: "Wir wollten etwas Neues machen!"

Matthias Frickel2. Juni 2015

Mesut Özil über sein soziales Engagement, den FC Arsenal und den deutschen Fußball. Ein Gespräch mit dem Gewinner des Publikumspreises der Initiative "Deutscher Fußball Botschafter" und frisch gebackenen FA-Cup-Sieger.

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Mesut Özil
Bild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Özil gewinnt Publikumspreis

DW: Was bedeutet Ihnen dieser Preis der Initiative "Deutscher Fußball Botschafter"?

Mesut Özil: Diese Auszeichnung bedeutet mir natürlich sehr viel, weil die Fans abgestimmt haben. Ich bin sehr stolz, dass ich diesen Preis entgegennehmen darf.

DW: Ihr Club, der FC Arsenal, ist bekannt für sein soziales Engagement. Er unterstützt Bildungs- und Jugendprojekte. Inwiefern kann man mit Fußball die Welt verändern und was soll mit ihrem Preisgeld passieren?

Natürlich kann ich durch meinen Beruf einige Sachen ändern. Uns geht es natürlich sehr gut. Wer mich kennt, weiß, dass ich gerne Kindern helfe und gerne Zeit mit ihnen verbringe. Und so habe ich mit meinem Team besprochen, dass wir mit dem Preisgeld zum Beispiel auch Brandopfern in Afrika helfen wollen.

DW: Wie kamen Sie auf die Idee, jetzt eine Stiftung zu gründen und was sind die Ziele dieser Stiftung?

Die Stiftung war schon länger geplant. Es ist ja nicht so, dass ich jetzt zum ersten Mal Kindern helfe. Das habe ich auch in der Vergangenheit schon getan. Da ich mittlerweile viele Leute kenne, ist es mir auch möglich, vielen Kindern zu helfen. Deswegen habe ich diese Stiftung geplant und will natürlich auch so vielen Kindern wie möglich helfen. Das Wichtigste ist, den Kindern die Zukunft so einfach wie möglich zu machen. Es gibt viele Kinder, die nicht die Möglichkeit haben, das Leben zu genießen. Unser Ziel ist es einfach, deren Leben in Zukunft einen Tick schöner zu gestalten.

London Mesut Özil und Roland Bischof
Roland Bischof, Initiator des Deutschen Fußballbotschafters, übergibt Mesut Özil seine UrkundeBild: DW/M. Frickel

DW: Bei Arsenal spielen Spieler aus zwölf Nationen. Im vergangenen Jahr sagte mir Per Mertesacker, dass es toll sei, dass man so viele verschiedene Sprachen hört: Spanisch, Französisch, Deutsch, Englisch. Und dass er jeden Tag etwas dazu lernt. Wie ist das für sie?

Ich lebe ja schon einige Jahre im Ausland. Und natürlich freut mich das, weil ich ja vor allem die Möglichkeit habe, viele Sprachen zu lernen. Und wenn die Spieler zum Beispiel Spanisch reden, dann verstehe ich das auch und dann reden die andern Französisch und wir natürlich Deutsch. Es ist auf jeden Fall eine schöne Sache, wenn so viele Kulturen in einer Mannschaft spielen. Vor allem wie respektvoll wir miteinander umgehen.

DW: Deutschland galt in England immer als sehr pragmatisch und wenig kunstvoll. Es gibt diesen Spruch von Gary Lineker: "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Mann rennen 90 Minuten einem Ball nach und am Ende gewinnen immer die Deutschen." Spätestens seit 2010 ist Deutschland bekannt für seinen schönen Fußball, den gerade Sie verkörpern. Inwiefern hat sich das Ansehen des deutschen Fußballs hier verändert?

Ich glaube schon als ich in Spanien war, also nach der Weltmeisterschafft 2010, waren die Leute sehr fasziniert. Wir waren eine sehr junge Mannschaft. Wir wollten etwas Neues machen. Das ist uns bisher gelungen und wir haben jetzt eine der spielstärksten Mannschaften der Welt. Das wissen die anderen Staaten. Ich glaube, jeder in der Welt genießt es, wenn man so Fußball spielt. Und das ist letztlich auch der Dank, denn wir arbeiten sehr viel. Aber wir wollen natürlich nicht nur schönen Fußball spielen, sondern auch erfolgreichen. Unser Teamgeist ist einfach enorm und das spürt man auch in der Mannschaft. Und darauf bin ich auch stolz, dass ich Teil dieser Mannschaft bin. Letztendlich hat der aktuelle Trainerstab um Joachim Löw alles geändert. Früher war es so, dass die deutschen Mannschaften durch kämpferische Leistungen zum Erfolg gekommen sind. Mittlerweile wissen wir, dass wir auch geil kicken können.

DW: Wie war es als sie als Weltmeister zu Arsenal zurückgekommen sind? Wie haben die Teamkameraden Sie begrüßt und aufgenommen?

FC Arsenal im englischen Pokalfinale gegen Aston Villa
Jubelnde Sieger: Zum zweiten Mal in Folge gewann Özil (4.v.r.) mit dem FC Arsenal den FA CupBild: Reuters/Eddie Keogh

Erst einmal haben sie natürlich gratuliert. Ich glaube, es gibt wenige Spieler, die Weltmeister werden können. Und uns ist das gelungen. Das war eine sehr schöne Erfahrung für uns. Vor allem in Brasilien. Das Land ist fußballverrückt. Wir haben das natürlich genossen und ich bin sehr stolz darauf, dass ich Teil dieser Mannschaft bin und dass wir unser Ziel erreicht haben. Jetzt haben wir andere Ziele. Wir wollen uns für die Europameisterschaft qualifizieren. Die anderen Nationen wollen sich vor allem gegen Deutschland zeigen, gerade jetzt, da wir Weltmeister sind. Unser Ziel muss es sein, so Fußball zu spielen, wie wir es in Brasilien gemacht haben. Wir freuen uns auf die Begegnungen. Und wenn man Deutschland sieht, dann weiß man auch, dass man beim Zuschauen einfach Spaß haben kann. Ihr könnt Euch auch darauf freuen.

Mesut Özil spielt seit 2013 für den FC Arsenal in der englischen Premier League. Am vergangenen Wochenende gewann er mit dem Londonern zum zweiten Mal nach 2014 den FA Cup. Özil, der als Sohn türkischer Eltern in Gelsenkirchen aufwuchs, spielt seit 2009 in der deutschen Nationalmannschaft. Im vergangenen Sommer gewann er mit dem DFB-Team den Weltmeistertitel. Özil hat bislang 64 Länderspiele absolviert und dabei 18 Mal getroffen.

Unter www.fussballbotschafter.de finden Sie mehr Infos und weitere Porträts der übrigen Preisgewinner Jürgen Klinsmann und Thomas Hitzelsperger.

Das Interview führte Matthias Frickel.